Unfälle und Verletzungen

Lange habe ich nichts mehr geschrieben, nun kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse.

Meine Reitversuche mit Macho Doro endeten mit einem Absturz meinerseits. Seitdem bin ich nicht mehr aufgestiegen. Ich suchte Rat und Hilfe bei einem bekannten Ausbilder ( Vierhaus), aber bevor ich etwas unternehmen konnte, geschah ein Unfall, oder so etwas Ähnliches: eines Abends kam ich zum Stall und Doro stand nur noch auf 3 Beinen am Weidetor. Äußerlich war keine Verletzung zu erkennen, aber als dann endlich der Tierarzt kam, stellte sich heraus, dass der Wallach einen Riss in der Hufsohle und daraus resultierend sich eine schlimme Entzündung entwickelt hatte, so dass er auf dem Bein kaum noch stehen, geschweige denn laufen konnte. Er bekam an mehreren Tagen hintereinander Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt und einen dicken Hufverband, denn der Tierarzt musste tief in die Hufsohle schneiden. Erstaunlicherweise ließ der sonst so empfindliche Doro alles mit sich machen, ohne zu zucken oder das Bein wegzuziehen. Selbst beim Schneiden in den Huf blieb er ruhig stehen. Da regte sich die Stute im Paddock mehr auf, weil er eben außerhalb des Paddocks war.

Nach 3 Wochen Verband und Tragen eines speziellen Hufschuhs ist jetzt alles wieder in Ordnung. Das Pferd läuft schmerzfrei, obwohl man die Lücke im Huf noch deutlich sehen kann. Zum Glück ist alles gut ausgegangen.

Was mich an der Sache geärgert hatte war, dass der Stallbetreiber nicht schon vor meiner Ankunft am ersten Tag den Tierarzt gerufen hatte, sondern das lahmende Pferd einfach auf der Wiese gelassen, angeblich wäre es morgens noch nicht so schlimm gewesen. Ich weiß es nicht, ich bin eben nicht den ganzen Tag vor Ort.

Aber nun hatte Doro einige Wochen Krankenpause, seit Fronleichnam, Ende Mai. Das mit dem Reiten hat nicht so geklappt, wie ich es mir gewünscht hatte und inzwischen bezweifle ich, ob ich ihn überhaupt reiten soll. Ich fühle mich auf ihm einfach nicht sicher genug. Vom Boden aus geht alles wunderbar, solange man am Ball bleibt. Jetzt in der Krankenphase hatte er anscheinend einiges „vergessen“. Er rempelte mal hin und wieder und neuerdings bleibt er stehen, wenn ich ihn zum Stall führen will. Aber beim Tierarzt war er ganz brav und beim Schmied auch. Was ich am schlimmsten finde ist, dass er so plötzliche Stimmungswechsel hat, in einem Moment ganz cool und gelassen und dann regt er sich furchtbar über Nichtigkeiten auf, zum Beispiel beim Hereinholen von der Weide am Weidetor, das ihm noch nie etwas getan hat.

Ich habe beschlossen, vorerst nur mit ihm spazieren zu gehen, das klappt nämlich hervorragend, ich denke mal, weil ich dabei Sicherheit ausstrahle. Wenn es mit dem Huf wieder ganz gut ist, werde ich vielleicht doch ein paar Reitstunden mit dem Trainer nehmen, nur ich muss dahin eine halbe Stunde reiten und zurück auch, weil ich keinen Hänger habe und das Verladen sicher noch mehr Stress für den sensiblen Wallach bedeuten würde, als das Reiten schon ist. Ich müsste dann die Stute reiten und Doro als Handpferd mitnehmen, das würde gehen.

Warum sich das Reiten des Spaniers für mich zu so einem Problem entwickelt hat, weiß ich nicht. Anfangs bin ich ja noch alleine ins Gelände gegangen, das war auch gar kein Problem. Erst nachdem er da letztes Jahr einmal mir vom Reitplatz aus durchgegangen ist und dazu noch eine Stallkollegin meinte, er wäre kein sicheres Pferd, habe ich meine Ängste entwickelt. Das ärgert mich und belastet mich, aber ich weiß nicht, wie ich das Problem lösen kann. mein Mut reicht einfach nicht aus und das Pferd spürt meine Unsicherheit. Mit einem anderen, sicheren Reiter gäbe es vielleicht gar kein Problem. Denn vom Charakter her ist Doro eine „coole Socke“, wenn auch sensibel. Fahrzeuge und Verkehr machen ihm nichts aus, aber Naturgeräusche wie von auffliegenden Vögeln oder einem Bachrauschen erschrecken ihn furchtbar. Ich kann im Gelände nicht alle Situationen kontrollieren, da verspanne ich mich noch mehr. An der Hand fühlen wir beide, Pferd und ich, uns sicherer, als wenn ich oben sitze.

Bei meinem letzten Reitversuch lief es erst ganz gut, aber nachdem wir dann eine Weile unterwegs waren, wurde Doro ziemlich unruhig und verspannt, das führte dazu, dass er ein Abflussrohr auf der Weide neben uns zum Anlass nahm, einen heftigen Satz zur Seite zu machen, den ich nicht aussitzen konnte, weil ich schon mal wieder Angst hatte, dass er durchgeht. Vor dem unkontrollierten Wegrennen habe ich die meiste Angst, die Seitenhüpfer sind nicht so schlimm, wenn er danach wieder still steht.

Ich weiß auch die Ursache nicht für das plötzliche Erschrecken. Er macht das auch an der Longe, gerne in den Ecken des Reitplatzes. Leider haben wir nicht die richtigen Anlagen, keinen Roundpen und auch keinen vernünftigen Reitplatz, der Boden dort ist viel zu tief und die Einzäunung nicht Vertrauen erweckend.

Ansonsten habe ich alle Probleme soweit in den Griff bekommen. Die Beziehung der Pferde untereinander ist jetzt in der Regel harmonisch, die Stute behauptet ihren Platz und er ist weniger dominant und aggressiv ihr gegenüber. Es gibt jetzt auch an 2 Stellen Heu, so dass die Stute sich  in den Stall zum Fressen zurück ziehen kann.

Das Wetter spielt auch eine Rolle: Regen, Regen, Regen. Das drückt auf die Stimmung des Spaniers, Regen mag er nicht, dann wird er launisch.

Aber die emotionale Grundstimmung konnte ich gut mit Bachblüten beeinflussen und verbessern, Er bekam mehrere Wochen lang die Blüte „Beech“ gegen Frust und Ärger und die Stute bekam „Agrimony“ zur Stärkung des Selbstbewusstseins.

Die Stute kann ich seit dem Besuch der Physiotherapeutin auch wieder normal reiten, allerdings bei dem schlechten Wetter verkrampft sie sich öfter mal, aber es ist nicht mehr so schlimm. Sie trabt und galoppiert wieder, macht einen ausgeglichenen Eindruck und ist beim Reiten wie immer recht flott.

Übrigens stehen beide Pferde zusammen, aber von der Herde getrennt, mal wieder genügte das Veto einer einzigen Person, was ich nicht wirklich verstehe. Es gibt ja keinen Grund für die Trennung von der Herde, die Ängste der betreffenden Person sind völlig unbegründet und es besteht nur ein Anfangsverdacht. Aber diese Person will noch nicht einmal einen Versuch wagen. Das hatte mich so aufgebracht, dass ich schon unterwegs war um mir andere Offenställe anzusehen, aber es war nichts dabei, was meinen Ansprüchen genügt hätte. So bin ich erst einmal geblieben, mit dem Arrangement, dass meine Pferde immer dicht neben der Herde weiden, so dass sie über den Zaun Kontakt haben.

Der Stallbesitzer hat im Moment auch andere Sorgen, seine Frau ist schwer krank, und so will ich ihn nicht mit meinen Beschwerden belästigen. Als die Sache mit der Hufverletzung war, konnte Doro ja auch nicht zu den anderen, jetzt könnte er, aber jetzt fehlt mir die Unterstützung des Stallbetreibers, der einfach mal ein Machtwort sprechen müsste. Das tut er  nicht. Das finde ich nicht fair, aber ich werde die Sache zunächst auf sich beruhen lassen und später, wenn der Zeitpunkt günstiger ist, darauf zurück kommen, es mit der Vergesellschaftung noch einmal zu versuchen.

Das war´s erst einmal für heute. Bis dann!

Spanische Herausforderung, Teil 3

Mir war klar: hier musste dringend was gemacht werden, aber vom Boden aus. Aufgrund der schlechten Hufqualität konnte Macho auch längere Zeit nicht geritten werden, Handpferdereiten fiel ebenfalls aus, da die Stute so ängstlich auf seine Nähe reagierte. Also Bodenarbeit, Führtraining und Longe.

Ich suchte auch eine Mitreiterin, die mich begleitete auf meiner Stute, die zu finden nicht so einfach war, aufgrund der Problemlage, aber Reitbeteiligungen sind so ein Kapitel für sich….dazu komme ich später mal.

Hin und wieder klappte es dann auch mit neuen Hufschuhen und der Stute+Reiterin ins Gelände zu gehen.

Ansonsten fast täglich Führtraining, Longe. Das Longieren hat er gehasst am Anfang, er kannte es wohl nicht. Da wurde gezerrt und gebuckelt und losgerannt. Anfangs ließ ich die Stute mit auf dem Reitplatz laufen oder longierte sie und er lief frei herum. Dann klappte es einigermaßen mit der Konzentration.

Derzeitiger Stand: Longieren geht auch mit Sattel problemlos. Allerdings gab es im Herbst neben dem Reitplatz ein Maisfeld. Bekanntlich – seit dem Film Signs – residieren ja Aliens in Maisfeldern, die gerne Pferde erschrecken. Jedenfalls regte sich Macho in einer Ecke immer auf und sprang dort regelmäßig weg und war kaum zu beruhigen.

Auch das ist vorbei, der Mais ist ja auch geerntet und die Sicht frei. Trotzdem, an manchen Tagen, wenn es etwas stürmischeres Wetter gibt, dann muss der Spanier sich vor allem erschrecken, was vorbei kommt, also Autos und Menschen und andere – ihm inzwischen bekannte – Pferde.

Aber meine Strategie ist dann ganz hilfreich: ich hole ihn an der Longe ganz nah zu mir heran und halte ihn an. Damit er weiß, bei mir ist Sicherheit und dass ich bestimme, wann er sich fürchten muss. Klappt ganz gut, er beruhigt sich schnell wieder.

Im Umgang vom Boden aus hat sich auch einiges getan: er bleibt relativ ruhig an der Anbindestange stehen, er weicht auf Kommando zur Seite beim Putzen und bleibt beim Führen schön hinter mir.

Jetzt geht es seit 2 oder 3 Wochen wieder darum ihn ans Reiten zu gewöhnen.

die spanische Herausforderung, Teil 2

Abgesehen vom Umgang mit der Stute war Macho recht lieb, aber auch ein ziemlicher Flegel und Dickkopf. Wenn ihm etwas nicht passt, zeigt er es deutlich. Kopfschütteln beim Auftrensen, Scheuen vor allem Möglichen, nervöses Gehampel am Strick, Weglaufen…die ganze Palette sozusagen von Ärgernissen.

Nach den beiden Unfällen mit mir und der Einstellerin war für mich oberstes Ziel, ihm den Respekt vor Menschen bei zu bringen.

Meine anderen Pferde waren sehr einfach im Umgang gewesen, hin und wieder hatte es mal kleinere Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber im Grunde war man sich einig zwischen Mensch und Pferd.

Der Spanier war da zunächst mal eine ganz andere Nummer. Der war so auf die Stute fixiert, dass ihn nichts anderes mehr interessierte und bei der Arbeit schaute er nur dahin, wo sie war.

Einmal war ich mit ihm ausgeritten und hatte die Stute als Handpferd dabei. Ich wollte danach noch mit ihm alleine eine Runde auf dem Reitplatz reiten, sozusagen als Anti-Klebetraining, und ließ die Stute am Stall angebunden stehen.

Er ging sehr zögerlich die paar Meter mit mir zum Reitplatz zurück, aber er ging. Dort wendete ich in einer Ecke und dann passierte das, womit ich nicht gerechnet hatte: er raste auf einmal los im Renngalopp in Richtung Stall. Das sind vielleicht 100 Meter, da bekam ich ihn nicht mehr eingefangen und musste also mit, ich war auch viel zu geschockt um zu reagieren.

Bei der Stute angekommen, blieb er brav stehen, als wenn nichts gewesen wäre. Ich war ja auch oben geblieben, da er nur galoppiert war und nicht gebuckelt hatte.

Ich regte mich erst einmal nicht auf, dreht ihn noch mal in Richtung Reitplatz, lenkte ihn bis zur Aufsteighilfe und stieg dann ab.

Aber ab da ritt ich ihn nicht mehr alleine, sondern nur in Begleitung der Stute, aber auch nur dann, wenn sie geritten wurde.

Es passierte auch noch einige Male, dass er sich als Handpferd erschrak und einmal riss er sich sogar los, blieb aber nach wenigen Metern im Feld einfach stehen und ließ sich wieder mitnehmen.

Vor diesen Ereignissen war mir schon einmal ein Malheur mit ihm passiert:
er hatte auf der Straße kurz hinter dem Stall einen Hufschuh verloren, ich stieg also von ihm ab und hob den Schuh auf, dabei hielt ich den Zügel nicht richtig fest. Das nutzte er aus und floh in Richtung Stall – die Stute angebunden am Sattelhorn musste mit. Mir passierte nichts, aber es war mir peinlich zu Fuß zurück gehen zu müssen.

spanische Herausforderung, Teil 1: Migrationshintergrund

Gestern habe ich wieder eine Folge der „Pferdeprofis“ auf VOX angesehen. Man mag dazu stehen, wie man will und es gibt auch viele kritische Stimmen, aber ich habe dort schon wertvolle Tipps im Umgang mit meinem Spanier erhalten und mir das eine oder andere abgeschaut. Vor allem der Umgang mit Respekt und Dominanz.

Bis vor etwa einem Jahr habe ich mich nicht besonders für Trainingsmethoden interessiert, die Ausbildung meiner Pferde erschien mir ausreichend und abgeschlossen. Stute machte keine Probleme, das Einfangen klappt nun und der alte Araber war froh, wenn man keinen Stress machte mit ihm. Von ihm wurde auch nichts mehr erwartet oder verlangt.

Aber dann trat der spanische Macho in mein Leben…

Zunächst erschien alles in bester Ordnung. Gut, ich hatte auf einen Proberitt verzichtet, wegen des anhaltend schlechten Wetters und auch, weil kein Reitplatz vorhanden war. Und auf einem fremden Pferd gleich los an der Straße zu reiten, erschien mir zu riskant.

Am 2. Weihnachtstag 2014 wurde Macho mir gebracht ( er heißt eigentlich Doro, aber das ist ja ein Frauenname, jedenfalls steht es so im Pass). Im Hänger schon rumpelte es und er sprang quasi von der Rampe. Der Hänger hatte einen komfortablen Vorderausstieg.

So, das Pferd war draußen, auf dem Hof war Feiertagsbetrieb, also viel los. Macho wurde zunächst mal neben meiner Stute angebunden, danach haben wir Stute und Wallach auf dem Reitplatz frei laufen lassen. Es schien, dass sie sich auf Anhieb verstanden.

Die Vorbesitzerin fuhr dann mit dem Hänger wieder weg und ich beobachtete noch einige Stunden lang mein neues Pferd, das sich eigentlich unauffällig benahm, wenn man einmal von der natürlichen Aufregung durch den Orts- und Stallwechsel absah.

Die Stute war damals noch sehr eigen mit ihrem Auslauf, also das war sozusagen ihre Intimzone, zu der nur nahe Freunde und Familienmitglieder Zutritt hatten.

Zunächst einmal war sie sehr ungehalten über den Neuen, in ihren Augen wohl ein unverschämter Eindringling in ihre Wohlfühlzone….aber er machte ihr sehr schnell klar, dass er sich durchaus wehren konnte und sich nichts gefallen ließ.

Am nächsten Morgen durfte er sogar schon in den Stall.

Erst einmal gingen meine Pferde zusammen auf eine große Weide, eine Ausnahme, da sonst die Weideflächen im Winter gesperrt sind. Alles kein Problem, sogar der alte kranke Araber wurde noch einmal fit und versuchte den Neuen wegzubeißen, aus seiner Box im Offenstall heraus, in die wir ihn nachts sperrten, damit er sein Futter fressen konnte und seine Ruhe hatte.

Leider musste er eine Woche nach Machos Ankunft schon eingeschläfert werden, es ging einfach nicht mehr.

Eigentlich hatte ich den Tierarzt bestellt um die Ankaufsuntersuchung des Spaniers nachzuholen, es kam dann aber ganz anders, der Tierarzt musste den alten Araber einschläfern, weil der sich auf der Weide hinlegte und nicht mehr aufstehen konnte.

Erst mehrere Monate später habe ich dann die Untersuchung durchführen lassen, offensichtlich war der spanische Macho gesund, bis auf die Haken auf den Zähnen, die entfernt wurden und den desolaten Zustand seiner Hufe. Die machen auch heute noch Probleme, so dass ich ohne Hufschuhe praktisch nicht vom Hof gehen kann, aber dazu dann später.

Als das Wetter es zuließ, wollte ich dann auch den Proberitt nachholen. Beim ersten Mal satteln war Macho sehr aufgeregt, so dass ich ihn nur bis zur Reithalle führte ( ca. 800 m) und wieder zurück. Es war mal wieder Wochenende und dementsprechend viel los auf dem Hof. Das Gewusel und die Unruhe kann er nicht gut vertragen.

Er wollte auch erst nicht angebunden sein, hoppelte am Strick hin und her und scharrte mit den Hufen. Nur, wenn die Stute neben ihm stand, war er ruhig.

Ich musste dieses Pferd erst einmal kennen lernen und es mich auch.

Bei der Vorbesitzerin war es nur wenige Monate, sie hatte es von jemand aus der Eifel (oder so, hab nicht genau gefragt, woher) geholt, ein Importeur, der Pferde aus Frankreich holt. In Frankreich war Doro laut Pass 4 Jahre, davor in Nordspanien, in der Nähe von Burgos.

Leider kann ich nicht genug französisch, um den früheren Besitzer einmal zu kontaktieren. Seine Adresse steht im Pass, auch die Namen und Adressen der spanischen Vorbesitzer.

Ich hätte zu gern einmal erfahren, wie es dem Macho dort ergangen ist, wann er z.B. kastriert und eingeritten wurde und wie er früher geritten wurde.

Man muss ihn gut behandelt haben, denn er hat ein Grundvertrauen zu Menschen, nur in manchen Situationen gehen ihm die Nerven durch.

Erst klammerte er sich förmlich an die Stute. Es war kaum möglich, ohne sie mit ihm zu arbeiten. Das führte dazu, dass ich entweder ihn oder sie als Handpferd mitführen musste. Auf Dauer keine Lösung, da ich noch nicht so sicher beim Reiten mit ihm war und bin, dass ich meine Aufmerksakeit noch mit einem anderen Pferd teilen kann.

Teils benahm er sich in Gegenwart anderer Pferde recht hengstig, er piaffierte und plusterte sich auf, auch, wenn die anderen ihn ignorierten. Mir kam das aber immer weniger vor als Dominanzgehabe, denn als Abwehrmechanismus. Er schien Angst vor anderen Pferden – außer meiner Stute – zu haben.

Beim Reiten begegneten wir auch anderen Pferden, die ließen ihn kalt. Nur auf dem Hof spielte er sich auf wie ein Diktator, wenn ein anderes Pferd meiner/seiner Stute näher kam.

Die ersten Ritte – um das vorweg zu nehmen – verliefen völlig unproblematisch, Macho kam sehr gut mit meiner Hilfengebung, die sich am Westernstil orientiert, zurecht.

Schwieriger war der Umgang mit anderen Pferden.

Am 13. Februar versuchte ich zum ersten Mal die Stute von ihm zu trennen, was in einem Desaster für mich endete: Macho rannte mich einfach um und trat mir dabei noch aufs Bein: offene Wunde, Blutergüsse….

Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und ritt ihn trotz der Verletzung noch eineinhalb Stunden ins Gelände. Beim Losreiten rannte er mit mir noch gegen einen Pfahl, was das andere Knie in Mitleidenschaft zog.

Die Schwere der Verletzung erkannte ich erst ein paar Tage später, ich war einige Woche arbeitsunfähig – und konnte auch mit dem Macho nicht arbeiten.

Das nahm ich ihm nicht übel, denn ich hatte ihn falsch eingeschätzt und mich vor ihn gestellt, an einer Engstelle, wo er nicht ausweichen konnte. Da ist er einfach nach vorne gesprungen.

Aber 2 Tage danach sollte er in die Herde integriert werden. Mir war das nicht recht, aber der Stallbesitzer wollte es so, er hatte auch alle Einsteller zusammen getrommelt, und es ist bekanntlich schwer, alle Leute an einem Tag unter den Hut zu bekommen.

Ich kam schon mit einem mulmigen Gefühl zu der Aktion an: weil ich wusste, dass der Herdenchef recht dominant war zu neuen Pferden und erstmal nicht nett, sondern eher gewalttätig.

Wir ließen also Macho + Stute zu den anderen auf die Weide und Machon kehrte den Hengst heraus: er trieb die Stute immer von den anderen weg.

Nun meinten die anwesenden Menschen, etwas Bewegung ins Spiel bringen zu müssen und trieben die Pferde aufeinander zu. In seiner Panik rannte Macho eine Einstellerin um, die sich ihm in den Weg stellte. Was natürlich extrem leichtsinnig war. Hinterher stellte sich heraus, dass sie mehrere Rippen gebrochen hatte. Fortan war das eh schon kühle Verhältnis zu ihr und ihrer Mutter, die ebenfalls dort Pferde stehen hat und die Boxenmiete bzahlt, völlig auf dem Nullpunkt und hat sich bis heute nicht gebessert.
(Aber über die Probleme von Pferden und Menschen auf dem Ponyhof wird es einen extra Eintrag geben, irgendwann)

Jedenfalls war meine Reaktion auf den Vorfall, meine Pferde wieder aus der Herde heraus zu holen, mit der Vorgabe, bei Beginn der Weidesaison einen neuen Versuch zu wagen. Daraus ist aber wegen der Weigerung obiger Personen bis heute nichts geworden, weil der Stallbesitzer mehr auf diese hört, als auf mich, aus welchem Grund auch immer, ich verstehe das nicht.

Über diese Leute kann man allerdings schon behaupten, dass sie die gleiche Dominanz zeigen wie ihr Pferd und mit ihnen in der Regel – besonders mit Tochter – nicht gut Kirschen essen ist. Am besten ist, man geht ihnen aus dem Weg.

Egal, also blieb Macho von den anderen getrennt. Zu Beginn der Weidesaison im Mai durfte aber die Stute wieder in die Herde. Er blieb dann tagsüber allein auf einer Weide, teils mit Sichtkontakt, teils ohne. Diese Lösung war nicht die beste, führte aber dazu, dass er nicht mehr so an der Stute klebte und ich auch mit ihm alleine arbeiten konnte.

Schon aber zeichnete sich das nächste Problem am Horizont ab: Er verprügelte die Stute nachts im Stall. Mir ist bis heute nicht klar, warum.

Stute war immer Chefin im Offenstall gewesen, sie vermittelte auch zwischen dem Araber und dem teils recht frechen Pony der Stallbesitzer, das dort bis zu seinem Tod 2013 mit eingestellt war und die Pferde-WG zeigte sich sehr harmonisch.

Nun hatte sie 5 Monate lang das Kommando über den Spanier ausgeübt, sie ist sehr sozial, aber sagt auch, wo es lang geht, eher mit Gesten, denn mit Gewalt.

In jener Nacht im Mai änderte sich das ganz plötzlich. Sie wurde von dem Macho getreten und gejagt, er verhielt sich sehr hengstig ihr gegenüber. Zunächste trennten wir sie nachts durch eine Litze und ließen sie tagsüber zusammen auf der Weide. Noch Wochen hatte Stute Angst vor ihm und ließ ihn nicht in ihre Nähe, sie flüchtete sofort.

Am Ende des Sommers hatte sich die Situation soweit beruhigt, dass wir die Absperrung weglassen konnten. Auch im Hinblick auf den Winter war das nötig, denn es gab sonst für den Spanier keine Unterstellmöglichkeit. So langsam eroberte sie ihre Position zurück und er kuschte wieder – bis kurz vor Weihnachten 2015, als sie anfing stark zu lahmen und sich nicht mehr wehren konnte – da wendete sich das Blatt wieder.

Trotz des Winters mussten wir sie nachts wieder trennen, also nur durch eine Elektrolitze, vor der er Respekt hat – mittlerweile. Anfangs ging er auch durch Litzen, aber dann wurde der Stromstoß verstärkt und seitdem bleibt er von Litzen fern.

Im Moment klappt es wieder mit den beiden, ein neuralgischer Punkt ist die Heuraufe, die in einer Ecke des Paddocks steht ( woanders geht nicht, weil nur dort der Boden befestigt ist mit Steinen). Es gibt dort genug Platz für 2 Pferde, schließlich war der Offenstall für 3 – 4 Pferde gebaut worden. Aber Macho stellt sich breitbeinig hin und Stute hat keine Chance, weil sie ihn nicht angreifen will, sicher auch deshalb nicht, weil sie Probleme mit den Hinterbeinen hat. Andererseits könnte sie ihn auch beißen….aber irgendwie behandelt sie ihn wie ihr Fohlen. Das Hengstige hat er inzwischen abgelegt, aber nun schein er in ihr seine Mutter zu sehen…da blicke ich nicht mehr durch.

Sie darf jetzt neben ihm an der Heuraufe fressen, beide bekommen Bachblüten um die Harmonie zu fördern. Er Beech ( zur Reduzierung der Aggressivität) und sie Agrimony ( Stärkung des Selbstbewusstseins). Er droht ihn manchmal noch, wenn er schlecht gelaunt ist, ansonsten ist es eher eine Zweckgemeinschaft, die Stute erscheint noch immer etwas vorsichtig im Umgang mit ihm, lässt sich aber nicht mehr so einschüchtern, was ein Fortschritt ist.

Physiotherapie und Hufpflege

Am Samstag war die Physiotherapeutin für die Stute da. Als erstes bemerkte sie die falsche Stellung der Hufe, die Zehe viel zu lang. Ich vertraue ja meinem Schmied, der ist gleichzeitig auch Tierheilpraktiker und müsste es eigentlich wissen. Seit der Hufrehe habe ich auch ein besonderes Augenmerk auf die Hufe. Deshalb wunderte mich schon die Feststellung, dass die Zehe viel zu lang ist. Die Hufe werden im Abstand von 6 – 8 Wochen immer bearbeitet.

Beide Pferde gehen barhuf. Der Spanier, als er bei mir ankam, hatte vorne Eisen. Aus verschiedenen Gründen bin ich keine Freundin von Hufeisen: einmal, weil es unnatürlich ist. Wildpferde brauchen auch keine Eisen und noch nicht einmal einen Schmied. Die laufen sich die Hufe selbst zurecht. Gut, aber meine Pferde standen den Winter über im Matsch ( auf den Zustand des Auslaufs habe ich als Stallmieterin leider wenig Einfluss ). Da haben sie sich die Hufe wenig abgelaufen. Ich mag auch keine Hufeisen, weil diese so schnell verloren gehen. Damit habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem – das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam – finde ich den Klang der Eisen auf Asphalt und Pflastersteinen einfach  unangenehm und zu laut. Ich bewege mich mit dem Pferd gerne nach Indianerart etwas unauffälliger…

Der Spanier hatte nach dem Abnehmen der Eisen erst einmal große Probleme mit dem Laufen. Zeitweise lahmte er sogar auf weichem Boden. Die Hufe waren viel zu kurz. Ich bekam gebrauchte Hufschuhe von Renegade in Größe 2. die passten einige Wochen, dann musste ich neue Hufschuhe in 2 Nummern größer kaufen ( 2ww). Daran kann man erkennen, wie sich die Hufe entwickelt haben.

Heute läuft er auf weichem Boden problemlos, aber wenn wir ins Gelände gehen ( im Moment aus anderen Gründen nur an der Hand oder als Handpferd,) dann muss er die Hufschuhe tragen, sonst tun ihm die Füße immer noch weh.

Vielleicht liegt dem auch noch ein anderes Problem zu Grunde, aber das habe ich nicht überprüfen lassen. Ich habe den Spanier ja ohne Untersuchung gekauft. Nach einem Dreivierteljahr kam der Tierarzt zum Impfen und „schaute mal drüber“, also Kurzuntersuchung. Hat den Identifikationschip überprüft und das Herz abgehorcht und Fragen beantwortet: warum z.B. die Gelenke des Spaniers oft mal knacken und ob das ein Problem ist.  Ist es nicht, solange er nicht lahmt. Ganz gesund auf den Beinen scheint er aber nicht zu sein, denn links hinten hat er auch noch eine Fehlstellung des Hufs. Aber die wird nach und nach durch die Hufbearbeitung ausgebessert.

Sollte sich wirklich noch ein Problem mit den Beinen heraus stellen, dann akzeptiere ich das so, wie es ist. Große Pläne habe ich mit dem Pferd ohnehin nicht mehr, nur mal gemütliche Runden im Gelände. Im Moment arbeite ich noch sehr an der Sicherheit, darum gibt es zunächst mal nur kurze Ritte und Bodentraining. Da hat es noch einige Baustellen.

Zurück zur Stute. Wie schon in einem früheren Beitrag geschildert, hat Schecki Schwiergkeiten mit dem rechten Hinterbein. Manchmal lahmt sie, manchmal scheint sie ein kurzer Schmerz zu durchzucken, sogar im Stand. Und wenn sie aus dem Stand loslaufen muss, dann lahmt sie immer im Trab. Im Schritt eher nicht, auch nicht beim Reiten. Und Schecki ist gerne noch flott unterwegs, sie trabt und galoppiert, als ob nichts wäre.

All das hat sich die nette Frau angeschaut und mich in meiner Beobachtung bestätigt: Schmerz sitzt auch im Rücken, aber seitlich hinten links. Verspannungen an der Schulter, Schonhaltung des rechten Vorderbeins – da sitzt ein Überbein, aber mindestens schon 10 Jahre ohne Beeinträchtigung oder Lahmen. Die Stute reagierte deutlich auf die Behandlung, ließ aber alles geduldig mit sich geschehen. Sie ist eben ein richtiger Schatz, voller Vertrauen zu uns Menschen. Das kann man von dem Spanier noch nicht 100prozentig behaupten. Wer weiß, was der schon alles mit Menschen erleben musste.

Nach der Behandlung bekam die Stute noch Tapes auf das wehe Bein. Nun müssen wir mal abwarten, ob es wirkt.

Wie vorausgesagt, lahmte sie am Sonntag stärker als sonst. Mit einem Freund als Unterstützung machte ich einen Spaziergang mit beiden Pferden. Den Spanier gewöhne ich so langsam wieder an das Geritten werden. Ich ritt ihn nur ungefähr 300 Meter, dann stieg ich ab und ging zu Fuß mit ihm weiter.

Beim Aufsatteln passierte noch etwas sehr Merkwürdiges mit ihm: er stand neben der Stute angebunden, ganz ruhig und entspannt. Wenn sie dabei ist, ist er sozusagen unbesiegbar. Ich hatte ihn gesattelt – dabei macht er keine Probleme, nur das Gebiss will er nicht so gerne annehmen. Und dann die Hufschuhe vorne angezogen. Das geht im Moment nicht so gut, weil der linke  Vorderhuf etwas zu breit ist. Plötzlich wollte der Spanier sich hinlegen, mit Sattel und angebunden am Strick. Das ist doch sehr ungewöhnlich. Er hat das auch vor längerer Zeit bereits zweimal versucht. Ich konnte ihn noch abhalten und führte ihn dann eine Runde über den Hof, danach war alles wieder normal. Kreislaufprobleme hat er nicht, laut Tierarzt, ich denke, es war eher eine Stressreaktion. Letztens hat er beim Auftrensen die Augen zugekniffen. Dabei benutze ich nur ein ganz sanftes Gebiss.(Olivenkopf doppelt gebrochen, ein Ausbildungsgebiss für junge Pferde).

Schon sehr seltsam, vielleicht hat er so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung, aufgrund seines mir unbekannten Vorlebens (Aufzucht in Spanien, Transporte nach Frankreich und Deutschland, Aufenthalt in Frankreich, Beritt…keine Ahnung). Und dann bekommt er ab und an so eine Art „flashback“ in bestimmten Situationen. Manchmal rastet er nämlich auch ohne erkennbaren Anlass aus, das heißt, er regt sich furchtbar auf und ist einige Zeit vollkommen nervös und fast unansprechbar, dann beruhigt er sich aber ganz schnell wieder.

Am schlimmsten ist es immer, wenn man die Stute von ihm weg führt. Das kann er überhaupt nicht vertragen. Man kann ihn aber ohne weiteres von der Stute wegbringen. Das stört ihn nicht. Man kann auch alleine mit ihm vom Hof gehen.

Mittlerweile akzeptiert er, dass die Stute auf der Weide bleibt, wenn er longiert wird oder spazieren geht. Er kann sie vom Longierplatz aus auch noch sehen. Er geht an der Hand ohne Probleme mit und von ihr weg.

Auch Ausreiten allein mit der Stute geht jetzt, wenn er im Auslauf bleibt. Sie wiehern sich zwar zu, aber ansonsten passiert nichts. Er kann sogar jetzt schon Heu fressen, wenn sie nicht da ist.

Den letzten Sommer musste er alleine auf der Weide stehen und kam nur abends mit der Stute im Offenstall – aber im abgetrennten Bereich – zusammen. Das war eine Notlösung, da einige Einstaller nicht wollten, dass er in die Herde integriert wurde ( das ist auch noch so eine Baustelle und bedeutete für mich ein sehr großes Ärgernis, seitdem ist die Atmosphäre im Stall doch sehr angespannt), aber es hatte den Vorteil, dass er nicht mehr so an der Stute kleben konnte. Inzwischen hat er auch mehr Vertrauen in mich. Wenn ich neben ihm stehe, beruhigt er sich sehr schnell wieder.

Aber das ist ein Kapitel für sich. Dazu komme ich später noch einmal.

Jungpferdetraining

Ein junges Pferd zum Reitpferd zu erziehen, ist eine sehr große Herausforderung, der ich mich aber gerne stellte, auch wenn ich damals bei Halan noch keinerlei Erfahrung damit hatte. Bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben.

Als Halan bei mir ankam, frisch kastriert, noch mit teils offenen Narben, war er praktisch gesehen roh. Man konnte ihn am Halfter führen und anbinden sowie seine Hufe säubern und ausschneiden. Das war schon sehr viel. Die Probleme kamen später erst und waren – vom heutigen Standpunkt aus – hausgemacht.

Noch beim Züchtern hatte ich den jungen Araber ein paar Runden um die Wiesen geführt. Dabei zeigte er sich sehr brav und willig. Nur bei mir am Stall ging dann etwas schief, das uns die nächsten Jahre weiterhin Kummer und Sorgen machen sollte: erst einmal verletzte Halan sich schon in den ersten Tagen auf der Weide dort, eine tiefe Wunde am Vorderbein, vielleicht von einem Tritt, das habe ich nicht heraus gefunden. An Arbeit war die nächsten Wochen nicht zu denken. Die Wunde heilte schlecht, da sie an einer sehr ungünstigen Stelle, vorne auf dem Knochen saß und immer wieder aufplatzte. Sie hatte auch nicht mehr genäht werden können, denn als der Tierarzt sich die Verletzung ansah, sagte er , sie sei schon zu alt zum Nähen.

Die Wunde heilte irgendwann und ich konnte anfangen mit dem Spazierengehen. Und da geschah das Malheur: Halan erschreckte sich vor einem Auto und sprang neben mir fast in den Straßengraben. An sich kein ungewöhnliches Ereignis, aber für mich war es prägend: fortan war ich an Straßen übervorsichtig und mied eigentlich den Verkehr.

Halan war in einer sehr verkehrsarmen Gegend aufgewachsen, Traktoren und Landmaschinen kannte er nicht. Da der Stall auf einem Landwirtschaftsbetrieb liegt, musste er zwangsläufig mit all den Krachmachern und unheimlichen mechanischen Dingen konfrontiert werden. All das machte ihm Angst – und ich bekam Angst vor seiner Angst. Das war schlecht.

Denn später beim Reiten musste ich immer dem Verkehr ausweichen oder absteigen, wenn ein größeres Fahrzeug kam. Das war ich aber selbst schuld. Ich war einfach zu ängstlich und die Angst übertrug sich auf das junge Pferd, das dann nicht genug Selbstvertrauen hatte und dem die Führung fehlte.

Selbst einfache Pkw, wenn sie von vorne kamen, beunruhigten mich. Halan sprang öfter mal zur Seite, und um Gullideckel und dunkle Pfützen auf dem Boden machte er einen großen Bogen. Wenn man im Gelände auf gerader Strecke galoppierte, musste man immer mit Hakenschlagen rechnen. Vor allem bei dunklen Stellen auf dem Boden. Durch Wassergräben bekam ich Halan nur mit großer Überredungskraft und meist sprang er darüber.

Erst im Alter, nach vielen Ausritten als Handpferd, war er so gelassen, wie ich es immer gewünscht hatte: neben der Stute lief er souverän sogar an Mähdreschern vorbei ohne mit dem Ohr zu zucken. Erst aber dem Alter von ungefähr 10 Jahren – und durch die Hilfe einer unerschrockenen Reitbeteiligung! – wurde er gelassener im Umgang mit dem Verkehr. Trotzdem habe ich mit ihm schöne lange Ausritte gemacht und die Umgebung des Stalls erkundet. Als ich mir dann doch einen Hänger gekauft habe – den ich jedoch selten nutzte und der dann wegen der Nichtbenutzung durchfaulte – bin ich sogar ein paar Mal zum Reiten in eine andere Gegend gefahren, unter anderem auch in den Wald des Verleihstalls, dort gibt es wunderbare Sandwege.

Dem armen Halan habe ich in seinen ersten Jahren viel zugemutet. Oft war ich genervt und ungeduldig, es gab – ja leider – auch schon mal Klatscher mit Zügeln und Führstrick auf den Hals, wenn er sich gegen eine ihm unverständliche Maßnahme meinerseits sträubte. Es tut mir unendlich leid. Ich war einfach zu unerfahren. Wie alle sensiblen Pferde konnte Halan mit zuviel Druck nicht umgehen, er wollte gefragt und nicht bedrängt werden.

Ich habe ihm dann später – als ich wegen Schwangerschaft und Kleinkind nicht mehr die Zeit fürs Reiten hatte – viele verschiedenen Fremdreiter zugemutet. Darunter auch ein Pseudo-Westernreiter, der ihn sogar einmal zu einem Westernturnier meldete. Danach wollte Halan nicht mehr in einen Hänger einsteigen. Ich habe den anderen Leuten und ihrer Kompetenz vertraut, aber heute würde ich ein junges Pferd nicht mehr aus der Hand geben und Reitbeteiligungen schau ich mir genau an.

Irgendwann fing Halan dann an sich zu wehren. Einmal ging er durch im Galopp mit einer Stallkollegin, die ihn damals hin und wieder ritt und einmal mit mir. Das war ganz schlimm, weil er in seiner kopflosen Panik durch mehrere Weidedrähte lief und sich die Hinterbeide zerschnitt. Ich fürchtete in dem Moment wirklich um mein Leben, weil ich dachte, er läuft gegen die geparkten PKW und die Hauswände. Aber die Leute vom Stall konnten ihn bremsen. Er blutete stark an den Hinterbeinen, doch es war keine Sehne betroffen und die Wunden heilten wieder. Danach kam für mich keine Reitbeteiligung auf ihm mehr in Frage und ich wechselte auch das Stangengebiss, das so hochgepriesen wurde zur Ausbildung junger Pferde( man nennt es auch LTJ-Gebiss, nach Linda Tellington-Jones, die es in ihrer Methode enmpfiehlt). Er hatte es ohne hin nicht gemocht, hatte sich immer einen Schenkel davon ins Maul gezogen, wahrscheinlich tat es mit seiner hohen Zungenfreiheit ihm im Maul weh. Ich benutzte danach erst ein Greg Darnell Gebisss und am Schluss nur eine einfaches doppelt gebrochenes Snafflebit.

Nicht alles, was in Büchern steht, ist auch hilfreich. Es kommt immer auf die jeweilige individuelle Situation an. Das habe ich daraus gelernt.

Pferdausbildung–nur was für Profis?

Ich habe meine zwei Jungpferde mit professioneller Unterstützung selbst ausgebildet. Dennoch habe ich Fehler gemacht, vor allem aus Ungeduld. Ich wollte zu schnell zu viel. Mir ging das oft zu langsam voran mit den Fortschritten.

Mit dem ersten eigenen Pferd fing ich auch an mir Gedanken über Reitweisen zu machen. Sabrina ritt ich fast nur gebisslos, da sie sehr empfindlich auf Druck im Maul reagierte.

Viele Jahre war ich Abonnentin der “Freizeit im Sattel”, (bis die Zeitschrift eingestellt wurde), auch schon bevor ich selbst Pferdebesitzerin wurde. Im Jahr 1986 trat ich der Vereinigung für Freizeitreiter bei, die sich für freies Reiten in Wald und Feld und pferdeschonende Reitweisen einsetzt. Mit den traditionellen Reitvereinen konnte ich wenig anfangen. Trotzdem trat ich später dem Reitverein bei, der nahe an meinem Stall residiert, aber vor allem, weil ich die neu gebaute Halle dort nutzen wollte. Außerdem wollte ich da für meinen Reitstil “missionieren”, hatte damit allerdings kaum Erfolg. Was ich allerdings in Gang setzen konnte, war die Ausrichtung eines jährlichen “Orientierungsritts”, den ich anfangs auch noch zum großen Teil  organisierte. Ansonsten wurde meine Reitweise belächelt oder misstrauisch beäugt. In unserem Stall bin ich die einzige, die mit Westernsattel unterwegs ist. Es ist auch schwer eine Reitbeteiligung zu finden, die für das Reiten im Westernsattel und den Reitstil offen ist. Aber zum Thema Reitbeteiligungen komme ich später noch in einem anderen Beitrag, das ist ebenfalls so ein Kapitel für sich.

Durch die “Freizeit im Sattel” kam ich auch die TTEAM-Methode von Linda Tellington-Jones und wurde auf das FS-Testzentrum in Reken aufmerksam.

Dort traf ich Claus Penquitt und war von seiner Reitweise, wie auch von seiner sehr humorvollen Art sehr beeindruckt. Mit Halan besuchte ich zwei Kurse. Einen davon, als ich Halan gerade an den Reiter gewöhnte, wahrscheinlich auch noch viel zu früh. Denn er war in dem Kurs ziemlich zappelig und nervös. Aber wir hatten eine Grundlage zum Weiterarbeiten.

Angeritten habe ich Halan zuerst alleine nach einem Buch über das Westernreiten, ohne Anleitung. Ein bisschen wusste ich vom Stall Leckebusch, wo die Stute meines Partners zum Beritt war. Mein Partner begeisterte sich voll für das Westernreiten, ich glaube, das war für ihn vor allem diese Marlbororomantik: der Cowboy am Lagerfeuer nach einem harten Ritt auf seinem treuen Pferd….oder so ähnlich. Dabei brach ich mir übrigens den kleinen Finger am Sattelhorn. Seitdem trage ich beim Reiten immer Handschuhe und keine Ringe mehr, aber seit vielen Jahren trage ich überhaupt keinen Schmuck mehr.

Ich identifizierte mich ebenfalls zunächst mit dem Westernstil und dem dazu gehörenden Outfit. Ich ritt mit Hut und Chaps… wie peinlich, denke ich heute…Einmal, im Jahr 1991, fuhr ich sogar nach Augsburg zur Americana . Nur als Zuschauerin, versteht sich.

Heute reite ich mit Helm, Handschuhen, und Jodphurreithose und -stiefeletten, es sieht eher nach Gammellook aus, meine Stallarbeitskleidung, auch nicht immer sauber. Aber ich gehe damit trotzdem einkaufen. Das macht mir nichts aus. Es ist halt oft sehr matschig im Offenstallpaddock.

Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich jeglichen Leistungssport mit Pferden sehr kritisch. Den Westernpferden geht es nicht besser als den Dressur- und Springpferden, in Deutschland allemal noch besser als in den USA. Sie führen ein sehr eingeschränktes Leben und das Training ist doch oft ziemlich grob bis brutal. Natürlich gibt es hier auch gute Trainer mit sanfteren  Methoden…Da hat sich in den letzten Jahren viel getan, aber im Sport geht es vor allem um Geld und Prestige, oft zu Lasten der Pferde. Turniere reiten war nie mein Ding, außer mal früher vereinzelt so ein Spaßturnier für Freizeitreiter. Mir fehlte da auch jeglicher Ehrgeiz zu gewinnen.

Lediglich die Freizeitreiterakademie konnte mich dauerhaft überzeugen. Leider ist Claus Penquitt nicht mehr aktiv, er ist in den Ruhestand getreten, aber seine Methode wird von einigen autorisierten Trainern immer noch gelehrt und wurde auch weiter entwickelt, bzw. von den Lehrern der Barock- und spanischen Reitweise  vermittelt, Penquitt schuf eine Synthese zwischen dem altkalifornischen und dem klassischen Reitstil. Ziel war ein entspanntes und harmonisches Freizeitreiten.

Ich profitiere heute noch davon.

Muss allerdings meinen Andalusier-Macho noch von dem Sinn der Methode überzeugen. Dazu dann ein anderes Mal.

Pferdeliebe = Liebe Pferde ?, Teil 2

Ich hatte mir für die freien Tage um Ostern soviel vorgenommen. Mit den Pferden zu arbeiten. Im Winter komme ich nicht zu regelmäßiger Arbeit, in den Monaten November bis Februar ist so gut wie nichts möglich, da es um 17 Uhr schon dunkel wird und ich erst abends Zeit habe zum Stall zu fahren. Ich habe auch keine Halle zur Verfügung. Der Reitplatz ist unbeleuchtet und eignet sich aufgrund des tiefen Bodens allenfalls mal zum Longieren.

Da bleibt nicht mehr viel als die Pferde vom Auslauf in den Offenstall zu bringen, sie zu putzen und zu füttern. Und das bei jedem Wetter. Wenn ich mal nicht kann, dann bereite ich das Futter für den nächsten Tag schon vor. Die Stute hatte  im Sommer 2013  einen heftigen Reheschub und nun bekommt sie getreidefreies Futter und Heu. Im Sommer kann sie trotz der Rehegefahr normal auf die Weide, aber eben nur den halben Tag, den Rest steht sie im Paddock. Seither hatte sie keine Rehe mehr und kann auch normal geritten werden, ohne Beschlag.

Im jetzigen Winter fing sie allerdings an, auf den Hinterbeinen stark zu lahmen, ich musste noch einen Tag vor Heiligabend den Tierarzt bestellen. Er konnte aber nichts finden, denn sie lahmte in einem Moment so stark, dass sie nur noch auf 3 Beinen lief, nach einigen Minuten lief sie jedoch wieder normal. Er sagte, es gebe einProblem mit dem Knie, eventuell springt die Kniescheibe heraus.

Ich habe den Verdacht auf Arthrose, aber es könnte auch eine Muskelschwäche sein. Für das kommende Wochenende habe ich eine Ostheopathin bestellt, sie soll sich die Stute mal ansehen. Denn an manchen Tagen sieht man nichts und an anderen Tagen wieder deutlicher.

Aber das wollte ich jetzt gar nicht erzählen. Zu den Krankheiten und Wehwehchen meiner Pferde mache ich noch einen extra Beitrag.

Ich wollte nur erzählen, dass ich eigentlich soviel machen wollte über die Ostertage, aber aufgrund des Wetters mal wieder nicht dazu gekommen bin.

Die Stute sollte laut Tierarzt ruhig im Schritt geritten werden, bei Arthrose ist das auch sinnvoll. Sie bekommt jetzt MSM als Futterzusatz und noch Zink/Vitamin E. Das hat schon ein bisschen geholfen. Einige kurze Ausritte waren denn auch möglich, allerdings noch viel zu wenig.

Die Scheckin ist ein absolutes Verlasspferd. Sie hat auch Temperament, das kommt von dem arabischen Vater, aber sie verfügt über  ein absolut gutmütiges Naturell und hat auch so gut vor nichts Angst. Hin und wieder erschreckt sie sich vor einem auffliegenden Vogel im Gebüsch, oder wenn es auf der gewohnten Strecke mal Veränderungen gibt: letztens z.B. alte Möbel, die vor einem Haus für den Sperrmüll standen. Da brauchte es noch viel Überzeugungskraft, bis sie letztendlich doch vorbei ging.

Sie war auch immer schon unproblematisch. Ich hatte sie mit eineinhalb Jahren von der Züchterin auf meinen  Pferdehof geholt, auch deshalb, weil die Züchterin weiter weg umziehen wollte. Vorher hatte ich schon angefangen mit dem Stutfohlen zu arbeiten, vor allemputzen, halftern, spazieren gehen. Das war allerdings nicht so einfach, da ich nicht jeden Tag zu ihr fahren konnte – hatte noch andere Verpflichtungen und die beiden anderen Pferde – und so brauchte es lange, bis sich ein Vertrauensverhältnis einstellte. Als  Fohlen war Schecki nicht einfach, eher Widlwuchs. Sie versteckte sich gerne hinter ihrer Mutter, wenn ich kam. Es war leider auch nicht möglich, mit ihr auf dem Hof zu arbeiten, ohne die Mutterstute. Und der Züchterin machte ich wohl zuviel Unruhe und störte den gewohnten Ablauf. Dazu kam, dass ich immer meinen damals erst zweijährigen Sohn dabei hatte, auf den ich auch noch aufpassen musste. Das waren nicht die besten Umstände, aber es hat auch nicht geschadet.

Einen Teil der Erziehung besorgte allerdings  die Züchterin, denn das wilde Fohlen sollte noch zur Fohlenschau und musste vorher halfterführig sein und die Hufe geben. Schon in ganz frühem Alter lernte Schiecki die Hufe zu heben und ausschneiden zu lassen. Sie wollte alber erst nicht auf 3 Beinen stehen. Besonders das rechte Hinterbein gab sie ungern. Und genau das Bein ist es auch, auf dem sie jetzt lahmt. Sie hatte damit auch einmal einen Weideunfall. Ich weiß nicht mehr genau, was passiert war, jedoch hatte sie an dem Bein eines Tages eine Wunde und lahmte stark. Vielleicht war sie von einem anderen Pferd/Fohlen getreten worden. Alles heilte wieder, aber es blieb ein “Überbein” zurück. Damit hatte sie weiterhin keine Probleme. Es war wohl eher immer eine Kopfsache, dass sie an dem Bein empfindlich blieb.

Sie ist beim Longieren auch einmal ausgerutscht – aber das war viel später, da war sie schon 15 und hatte sich dadurch an dem Bein vertreten. Seitdem reagiert sie dort noch empfindlicher. Vielleicht ist es auch nur eine Kopfsache. Wenn ich sie so beobachte, sieht es oft so aus, als hebe sie das Bein hoch, wenn sie verspannt und gestresst ist. Mal sehen, was die Ostheopathin sagt. Vielleicht kann sie das Problem lösen.

So ein Fohlen zu erziehen, ist schon eine Herausforderung. Da kann man viel falsch machen. Jahrelang lief Schecki noch vor mir weg und versteckte sidh hinter anderen Pferden auf der Weide, das hatte sie ja schon in ganz frühem Alter als Strategie entwickelt, der Arbeit zu entkommen. Ich habe es erst nach über 10 Jahren durch Geduld und Bestechung geschafft, dass sie auf der Weide stehen bleibt und sich das Halfter anziehen lässt. Aber wenn das Gras besonders frisch ist, hab ich keine Chance.Oder den längeren Atem. Da kann es schon mal eine Weile dauern, bis Ihre Hoheit sich herab lässt, mir zu folgen. Doch inzwischen geht es immer schneller, bis sie nachgibt.

Als Fohlen mochte sie es auch nicht angebunden zu sein und hat mehrere Halfter zerrissen. Sie wollte vor allm nicht alleine sein. Das hat sich heute sehr gebessert, aber manchmal wird sie noch sehr ungehalten, wenn die anderen Pferde außer Sichtweite sind. Dann “macht sie sich die Hosen vopll”, also äppelt aufgeregt und wiehert sich die Seele aus dem Leib.

Weidetore waren auch so ein Problem. Sie musste da immer ganz schnell hindurch, egal, ob der Mensch dort noch im Weg stand oder nicht. Als Fohlen hatte sie wohl mal versehentlich so ein Tor auf den Po geknallt bekommen, das prägte sie noch lange danach. Heute ist aber ein Weidetor gar kein Thema mehr.

Beim Anreiten später hatte ich Hilfe von einer Trainerin, die die Methode der Freizeitreiterakademie nach Claus Penquitt vermittelte. Hier lief alles relativ problemlos ab, solange man sich an de Regeln der Freizeitakademie hielt: wenig Hilfen. Heute läuft Schecki im “Automaticbetrieb”, fast wie von alleine. Nur mit minimalen Hilfen. Ein ganz tolles Pferd, wie schon gesagt.

Vom Typ her könnte man sie für ein Paint halten, aber sie ist ein Vollblutaraber-/Welshcob/Dänischer Pintomix, der Muttervater hat leider keine Abstammung.

Eigentlich hatte ich sie für meinen Sohn gekauft, der war 2 Jahre alt, als ich Scheckin fand. Aber wie das bei Jungen so ist, er iwollte nicht in meine reiterlichen Fußstapfen treten, Ab und an hat er mal auf Halan gesessen, bis er eines Tages von diesem eher zufällig abgeworfen wurde. Da prellte er sich den Rücken und ab da wollte er nicht mehr aufs Pferd. Halan war in seinen frühen Jahren nicht einfach und vor allem sehr schreckhaft. Daran – wie ich später noch schildern werden – war ich zum großen Teil selbst schuld, da ich ihm nicht die nötige Führungsstärke vermitteln konnte. Das besserte sich erst im Alter, als er nicht mehr regelmäßig geritten wurde. Heute würde ich ganz anders an die Sache heran gehen, aber – hinterher ist man immer schlauer….

Pferdeliebe = Liebe Pferde?

Pferde lieben und hegen und pflegen, das alleine reicht nicht aus. Ein Pferd ist ein Herden- und Fluchttier, dass meist erst rennt und danach (vielleicht) denkt, das erst lernen muss keine Angst zu haben vor Dingen, die der Umgang mit Menschen mit sich bringt.

Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und auch seine eigene Persönlichkeit, die aus Genetik, Rasse, Temperament, aber auch Erfahrungen und Traumata ensteht. Insofern hat jedes Pferd auch seine ganz persönlichen “Macken”, die den Umgang und das Reiten manchmal zu einer Herausforderung werden lassen.

Beispiele gibt es genug. Fangen wie mal mit dem verrückten – oder vielleicht nur traumatisierten – Norweger meines ehemaligen Partners an:

Der kam – wie viele Schulpferde – vom Händler, über seine Vorgeschichte ist nichts bekannt, auch der oder die Vorbesitzer blieben anonym, da Pferdhändler niemals Informationen über ihre Geschäfte preis geben.

Jedenfalls landete Bert in dem Stall, wo ich auch Sabrina gefunden hatte. Beide kamen übrigens von demselben Händler, da dieser den Stall schon seit jeher mit Schulpferden belieferte.

Nun ja denn, also da war Bert. Sehr süß anzuschauen, mit seinem eingerissenen Ohr, dem ein Stück fehlte.Niemand wusste, woher diese lange schon verheilte Verletzung stammte, kann auch ein Weideunfall gewesen sein, vielleicht hatte er auch schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sogar sehr wahrscheinlich. Es sah so aus, als sei das Ohr abgerissen oder -gebissen worden. Leider kann ein Pferd nichts erzählen, wenn es das könnte, wäre es sicher sehr aufschlussreich…

Jedenfalls entpuppte sich Bertie als Schlitzohr höchsten Grades: jeden Reiter setzte er ab: er rannte einfach zurück zum Stall, ganz gleich, was der Mensch oben auf ihm noch vorhatte. Mein Freund ließ sich dennoch überreden ihn zu kaufen, er hatte sich in den kleinen „Verbrecher“ anscheinend verliebt. Als Schulpferd war der auf keinen Fall geeignet.In meiner damaligen Anfängernaivität bin ich auch ein paar Mal drauf gestiegen, mit ist nichts passiert, ich mag heute auch noch Norweger, die sind klein, handlich, dabei aber sehr kräftig.

Mein Freund versuchte alles, aber nichts half. Er kaufte sogar einen Westernsattel, da auf dem Hof damals gerade jemand sein Pferd auf Western schulen wollte. ( richtig Ahnung hatte der aber auch nicht, war ebenfalls noch Anfänger). In der 80gern des 20. Jahrhunderts galt das Westernreiten in Deutschland noch als sehr exotisch und wer sich damit ernsthaft auseinandersetzte,  wurde misstrauisch beäugt, wenn nicht als Freizeitcowboy verspottet.

Bert schaffte es  immer öfter, seinen Reiter auf höchst riskante Art loszuwerden, zum Teil rannte er in der Halle mit voller Absicht an die Bande, und versuchte dort den Reiter einfach abzustreifen. Im Gelände ging er nur soweit er wollte und niemals alleine. Mit einem anderen Pferd zusammen, also vor allem mit Sabrina, konnte man ihn im Gelände einigermaßen reiten, aber alleine war lebensgefährlich. Er raste einfach durch das Dickicht davon, wenn es ein musste, quer durch den Verkehr. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Mein Freund mochte den Rüpel, aber irgendwann hatte er aber auch genug von dem Theater und war mit seinem Latein am Ende. Er traute sich einfach nicht mehr aufzusteigen, zumal er ja auch kein geübter Reiter war. sondern  nur ein paar Reitstunden genommen hatte  und ansonsten war er Autodidakt. für ein Problempferd wie Bert fehlte uns beiden die Erfahrung.

Wir fanden per Zeitungsinserat einen Interessenten. Der war dann auch genau der Richtige. Wir hielten noch eine Weile den Kontakt und stellten fest, dass Bertie seinen Herrn gefunden hatte, der ihm die Macken nicht mehr durchgehen ließ. Wahrscheinlich haben die beiden sich durch Geduld und Konsequenz zusammen gerauft.

Mein Freund bekam  wenig später  die verletzte Westfalenstute. Die war im Vergleich zu dem Verrückten sehr ruhig und gelassen beim Reiten, nur ging sie nicht richtig vorwärts. Das war aber wohl kein Charakterfehler, sondern eher ein Mangel in der Ausbildung.

Wir brachten sie   in den bekannten Stall Leckebusch im Bergischen Land zum Beritt und das war für mich der Anstoß sich über das Westernreiten mal mehr zu informieren. Es interessierte mich…

Vom Reitstall zum Offenstall: eine Rückblende

Als ich 1986 einen neuen Stall suchte, war ich noch sehr unerfahren. Meine Anforderungen beliefen sich nur auf: 2 Boxen, möglichst Außenboxen, 1 Reitplatz, 1 Halle und 1 Wald in der Nähe.

In der neuen Stadt kannte ich mich damals schon etwas aus, ich hatte dort einige Jahre vorher eine andere Beziehung gehabt. (Wie bereits erwähnt, verirrte sich tatsächlich der eine oder andere Mann in mein Leben, aber das ist eine ganz andere Geschichte und gehört nicht hierher).

Jedenfalls kannte ich den Mietstall schon aus meiner Vor-Pferdebesitzer-Zeit. Das eine oder andere Mal hatte ich  meinem früheren Freund dort ein Pferd ausgeliehen um durch den nahen Wald zu reiten. Das war der große Vorteil dieses Stalls: er liegt mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet am Rande des Ballungsraums, es gab und gibt dort schöne und gepflegte Reitwege.

Leider komme ich  heute mit den Pferden nicht mehr hin, ich müsste einen Hänger haben und verladen, das ist mir zu viel Aufwand. Dort, wo meine Pferde heute im Offenstall stehen, gibt es nicht so viel Wald in der Nähe, aber dennoch ein weitläufiges Reitgelände.

im Jahr ´86 jedenfalls fragte ich in dem Waldstall nach Stellplätzen und bekam auch für Sabrina und den psychotischen Fjord Platz. Der Stallbetreiber bot uns sogar an uns kostenlos abzuholen, lediglich gegen Erstattung der Benzinkosten. Das Angebot nahmen wir gerne an. Ansonsten wäre der Transport in den 50 km entfernten neuen Stall sehr problematisch gewesen. Das war aber – abgesehen  vom Reitgelände – das einzig Gute an dem Stall.

Ein Jahr blieben wir dort, von Anfang an war im Grunde klar, dass dieser Stall nur eine Durchgangsstation werden konnte. Zu vieles dort lag im Argen und verursachte großes Unbehagen.

Zunächst einmal mussten wir jeden Tag dorthin um die Boxen auszumisten. Dann gab es keine Weide für die Pensionspferde, das bedeutete: die Pferde standen nur in der Box, wenn man sie nicht selbst bewegte. Für uns beide Berufstätigen – und mein Partner hatte auch noch Schichtdienste – eine große Belastung. Trotzdem waren wir erst einmal froh, dort angekommen zu sein.

Doch es war das Umfeld, das uns erheblich störte und ebenfalls zu einer Belastung wurde:: einmal, dass dort jeder, der kam, sich eins der Schulpferde nehmen konnte, die Reitkenntnisse wurden nicht geprüft. Darauf konnte man unbegleitet in den Wald reiten, musste aber auch vielbefahrene Straßen überqueren. Vor einigen Jahren – lange nach meiner Zeit  –  gab es dort auf der Landstraße sogar mal einen tödlichen Unfall mit den Mietpferden und einem Pkw, der ein Menschenleben kostete und 2 Pferden den Tod brachte. Seitdem, habe ich mir sagen lassen, verlangt der Stallbetreiber die Vorlage des Personalausweises. Ansonsten hat sich an der Vermietpraxis nichts geändert. Mich wundert, dass bisher dort nicht das Veterinäramt oder das Ordnungsamt eingeschritten sind. Es bedeutet ja auch eine Gefährdung der Allgemeinheit, denn die Leihpferde sind alle reiterlich verdorben und für ungeübte Reiter fast nicht händelbar. Sie rennen einfach kopflos nach Hause, wenn sie merken, dass der Reiter oder die Reiterin oben keine Ahnung hat. Die bessere Variante ist noch: sie bewegen sich keinen Zentimenter vom Hof vorwärts. Aber dann kommt der “Chef” mit der Peitsche hinterher und dann rennen sie los. Viele, die sich dort ein Pferd leihen, sind sich sicher der Gefahr nicht bewusst und überschätzen ihre reiterlichen Fähigkeiten, wenn überhaupt solche vorhanden sind. Früher habe ich da Leute in kurzer Hose und Sandalen ausreiten sehen!!

( Ich habe gehört, wenn diese Pferde dann aus Mitleid von kompetenten Leuten gekauft wurden, waren aus ihnen  nach einiger Zeit sehr treue zuverlässige Reitpferde geworden, allerdings musste man mit ihnen konsequent umgehen. Sie kennen alle Tricks im Umgang mit Menschen und wenden sie auch an!)

Der Hof bietet auch heute noch Reiterferien für Kinder an. Allerdings nur mit Begleitpersonal. Ich würde mein Kind nicht dorthin schicken…Ich war lange nicht mehr dort, vielleicht hat sich auch einiges geändert, aber es ist immer noch dieselbe Familie, die den Reitstall betreibt. Und man hört eigentlich nichts Gutes von da…

Damals kaufte der Stalleigner auf allen möglichen Pferdemärkten seine Schulpferde ein und der Umgang mit ihnen war nicht der Sanfteste. Er erwarb auch junge Sportpferde  um sie “auszubilden” und dann zu viel höheren Preisen wieder zu verkaufen. Doch ein Pferd, dass durch diese Hände ging, war sicherlich so traumatisiert, dass es sich nicht mehr für den Sport eignete. Es kamen Sporen, Gerte, Longierpeitschen und alle möglichen Hilfszügel kräftig zum Einsatz. Der Wille des Pferdes musste gebrochen werden um jeden Preis. Damals machte sich noch kaum einer Gedanken über die Psyche des Pferdes, die Pferdeflüsterer waren noch still und der Tierschutz noch nicht so weit wie heute. Das Elend war kaum zu ertragen. Heute ist die Kundschaft eher sensibilisiert und man kann sich solch einen Umgang nicht mehr unbedingt erlauben, wenn man  Gewinne machen will mit den Tieren. Da wird von den potenziellen Käufern sicher genauer hingeschaut.

Eines Tages war eine junge schwarze Westfalenstute in der Halle aus lauter Panik beim Freispringen über die Bande gesprungen und dort hängen geblieben mit dem Vorderbein. Sie hatte eine tiefe Schnittwunde am Gelenk. Der Tierarzt empfahl die Nottötung, aber der Besitzer des Reitstalles wollte wohl das Geld nicht verlieren, dass er für die Stute mit guter Abstammung bezahlt hatte und meinte: warten wir mal ab, vielleicht wird es von alleine wieder gut und schlachten kann man sie später noch.

So stand das arme Tier 3 Monate unversorgt in der Box, die nicht gereinigt wurde, nur hin und wieder eingestreut. Die Wunde eiterte, wurde nicht mehr tierärztlich versorgt. Das fand der Besitzer unnötig und es war ihm zu teuer. Das wäre heute mit Sicherheit ein Fall für den Amtsveterinär geworden. Tatsächlich aber heilte die Wunde.

Mein damaliger Partner hatte den Kampf mit dem Fjord inzwischen haushoch verloren und einen neuen Besitzer gesucht und gefunden: Mit jenem fand auch der Fjord seinen Herr und Meister, wie man so schön sagt: Auf jeden Topf passt ein Deckel.

Mein Freund sah also das Elend der Stute und kaufte sie zum Schlachtpreis. Es war ein sehr hübsches Tier, abgesehen von der dicken Narbe am Vorderbein. Es blieb wie durch ein Wunder nur das verdickte Narbengewebe am Karpalgelenk zurück und sie lief später darauf ganz normal.  Wir sorgten auch für die weitere Behandlung, nachdem mein Freund sie übernommen hatte. Sie hatte Papiere, aber noch keinen eingetragenen Namen und mein Freund gab ihr einen indianischen Namen. Sie war noch roh, also nicht geritten, nur halfterführig.

Als sie ganz gesund war, begannen wir sie einzureiten, denn sie war gerade mal 3 Jahre alt. Es war das 1. Pferd, dass ich selbst ausbildete, wahrscheinlich haben wir dabei auch viele Fehler gemacht, aber es war ein sehr geduldiges Tier und man konnte die Stute schließlich reiten. Besser als den Fjord. Sie war nur am Anfang sehr langsam, ging nicht voran und meinen Freund ärgerte es sehr, dass ich mit meinem vollblütigen Renner immer einen halben Kilometer voraus war.

Abgesehen davon litten wir  nicht nur unter dem nicht tiergerechten Umgang des Stallbesitzers, den wir mit zwangsläufig ansehen mussten, sondern auch unter seinem sehr arroganten Umgang mit der Kundschaft und vor allem uns. Wir hatten nun mal keine edlen Warmblutturnierpferde, sondern einen durchgeknallten Norweger und ein aus dem Schulbetrieb ausgemusterte Vollblüterin mit Handicap.

Auf unseren mangelnden Reitküsten sowie den Handicaps der Pferde sah man dort doch sehr von oben herab, nicht nur der Besitzer, sondern auch manche Mitreiter. Aus dem Spott wurde später fast so etwas wie Mobbing.

Als die Situation im Mietstall sich dann immer mehr zuspitzte und das Verhältnis zum Stallbesitzer sich mehr und mehr verschlechterte, es ständig zu Konflikten und Kontroversen kam, musste schnell eine neue Bleibe her.

Ich fand eine durch ein Zeitungsinserat, es war auch nur eine Notlösung: zwar mit Weidegang, aber direkt neben der Autobahn, zwar noch im Wald, aber doch nahe am Verkehr.

Dort blieben wir nur 2 Wochen, Dann stellte ich fest, dass unsere Pferdeüber Nacht kein Futter erhalten hatten und das führte dann zum Wechsel in den jetzigen Stall, wo ich seit 1987 bin und nun seit 10 Jahren einen Offenstall nutzen kann. Hier ist auch nicht immer alles wie im Paradies, es gibt auch Konflikte, denn ich bin nicht mit allem immer einverstanden,aber ich habe noch keine bessere Alternative gefunden und – was für mich die Hauptsache ist – den Pferden geht es gut dort. Mir fällt es auch schwer mich nach so langer Zeit wieder von dort zu lösen, es ist ein Stück Heimat für mich. Ein Zuhause.

Gefunden habe ich den Stall übrigens auch durch ein Zeitungsinserat, in einem der üblichen Wochenanzeigenblättchen. Er liegt 20 km von meinem Wohnort entfernt, aber das stört mich nicht.