Pferdeliebe = Liebe Pferde?

Pferde lieben und hegen und pflegen, das alleine reicht nicht aus. Ein Pferd ist ein Herden- und Fluchttier, dass meist erst rennt und danach (vielleicht) denkt, das erst lernen muss keine Angst zu haben vor Dingen, die der Umgang mit Menschen mit sich bringt.

Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und auch seine eigene Persönlichkeit, die aus Genetik, Rasse, Temperament, aber auch Erfahrungen und Traumata ensteht. Insofern hat jedes Pferd auch seine ganz persönlichen “Macken”, die den Umgang und das Reiten manchmal zu einer Herausforderung werden lassen.

Beispiele gibt es genug. Fangen wie mal mit dem verrückten – oder vielleicht nur traumatisierten – Norweger meines ehemaligen Partners an:

Der kam – wie viele Schulpferde – vom Händler, über seine Vorgeschichte ist nichts bekannt, auch der oder die Vorbesitzer blieben anonym, da Pferdhändler niemals Informationen über ihre Geschäfte preis geben.

Jedenfalls landete Bert in dem Stall, wo ich auch Sabrina gefunden hatte. Beide kamen übrigens von demselben Händler, da dieser den Stall schon seit jeher mit Schulpferden belieferte.

Nun ja denn, also da war Bert. Sehr süß anzuschauen, mit seinem eingerissenen Ohr, dem ein Stück fehlte.Niemand wusste, woher diese lange schon verheilte Verletzung stammte, kann auch ein Weideunfall gewesen sein, vielleicht hatte er auch schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sogar sehr wahrscheinlich. Es sah so aus, als sei das Ohr abgerissen oder -gebissen worden. Leider kann ein Pferd nichts erzählen, wenn es das könnte, wäre es sicher sehr aufschlussreich…

Jedenfalls entpuppte sich Bertie als Schlitzohr höchsten Grades: jeden Reiter setzte er ab: er rannte einfach zurück zum Stall, ganz gleich, was der Mensch oben auf ihm noch vorhatte. Mein Freund ließ sich dennoch überreden ihn zu kaufen, er hatte sich in den kleinen „Verbrecher“ anscheinend verliebt. Als Schulpferd war der auf keinen Fall geeignet.In meiner damaligen Anfängernaivität bin ich auch ein paar Mal drauf gestiegen, mit ist nichts passiert, ich mag heute auch noch Norweger, die sind klein, handlich, dabei aber sehr kräftig.

Mein Freund versuchte alles, aber nichts half. Er kaufte sogar einen Westernsattel, da auf dem Hof damals gerade jemand sein Pferd auf Western schulen wollte. ( richtig Ahnung hatte der aber auch nicht, war ebenfalls noch Anfänger). In der 80gern des 20. Jahrhunderts galt das Westernreiten in Deutschland noch als sehr exotisch und wer sich damit ernsthaft auseinandersetzte,  wurde misstrauisch beäugt, wenn nicht als Freizeitcowboy verspottet.

Bert schaffte es  immer öfter, seinen Reiter auf höchst riskante Art loszuwerden, zum Teil rannte er in der Halle mit voller Absicht an die Bande, und versuchte dort den Reiter einfach abzustreifen. Im Gelände ging er nur soweit er wollte und niemals alleine. Mit einem anderen Pferd zusammen, also vor allem mit Sabrina, konnte man ihn im Gelände einigermaßen reiten, aber alleine war lebensgefährlich. Er raste einfach durch das Dickicht davon, wenn es ein musste, quer durch den Verkehr. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Mein Freund mochte den Rüpel, aber irgendwann hatte er aber auch genug von dem Theater und war mit seinem Latein am Ende. Er traute sich einfach nicht mehr aufzusteigen, zumal er ja auch kein geübter Reiter war. sondern  nur ein paar Reitstunden genommen hatte  und ansonsten war er Autodidakt. für ein Problempferd wie Bert fehlte uns beiden die Erfahrung.

Wir fanden per Zeitungsinserat einen Interessenten. Der war dann auch genau der Richtige. Wir hielten noch eine Weile den Kontakt und stellten fest, dass Bertie seinen Herrn gefunden hatte, der ihm die Macken nicht mehr durchgehen ließ. Wahrscheinlich haben die beiden sich durch Geduld und Konsequenz zusammen gerauft.

Mein Freund bekam  wenig später  die verletzte Westfalenstute. Die war im Vergleich zu dem Verrückten sehr ruhig und gelassen beim Reiten, nur ging sie nicht richtig vorwärts. Das war aber wohl kein Charakterfehler, sondern eher ein Mangel in der Ausbildung.

Wir brachten sie   in den bekannten Stall Leckebusch im Bergischen Land zum Beritt und das war für mich der Anstoß sich über das Westernreiten mal mehr zu informieren. Es interessierte mich…

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