Ende gut….Abschlussbericht

 

lang, lang ist´s her….eine Menge ist geschehen und meine Sorgen haben ein Ende gefunden – mit der passenden Reitbeteiligung.Der erste Versuch mit der Bekannten ging schief: sie kam mit der Stute nicht gut zurecht, hatte immer etwas an ihr oder ihrem Verhalten auszusetzen. Außerdem machte sie als Reiterin einen eher unsicheren Eindruck. Das sagte ich ihr auch und sie reagierte darauf ziemlich eingeschnappt, aber sie wollte auch von sich aus nicht mehr kommen – die Leute am Hof seien zu unfreundlich und würden sie nicht grüßen. Das mag ja stimmen, aber mich stört das nicht. Ich hatte auch eher das Gefühl, dass es dieser Person mehr um den Kontakt zu den Menschen als zum Pferd geht, es passte jedenfalls nicht.

Dann meldete sich auf meine Anzeige eine junge Frau, die allerdings nur ein Pferd betreuen wollte und nicht zwei. Das gefiel mir zunächst nicht, aber dann dachte ich: einen Versuch ist es wert und so trafen wir uns am Stall. Obwohl sie beim ersten Mal etwas zu energisch mit dem Spanier umging ( aber das war halt nur Unerfahrenheit), passte die Chemie zwischen ihr und dem Pferd und zu mir auch. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick mit dem spanischen Charmeur.Ab dann lief es gut. Zunächst gemeinsame Ausritte, ich mit der Stute, sie auf dem Spanier. Der war plötzlich wie ausgewechselt und ganz zahm.

Allerdings gab es am Anfang einige Missgeschicke, so schlug er ihr beim Hufesäubern einmal die Brille herunter und ein blaues Auge. Aber das tat der Liebe keinen Abbruch. Nach einigen wenigen Besuchen stieg sie schon mutig auf ihn und ritt ein Stück alleine die Straße hinauf, ohne Probleme.

Diese Frau ist Gold wert! Sie hilft mir auch bei dem Drumherum im Stall und wenn ich nicht kann, dann kommt sie und füttert die Pferde. Den Winter haben wir bis jetzt gut überstanden, auch ohne viel zu reiten. Einmal hat der Spanier sich rüpelig verhalten und wollte nicht laufen und fing an zu buckeln und sprang ins Feld. Das hat sie wenig beeindruckt, sie hat überhaupt keine Angst.

Ich habe dann die Physiotherapeutin kommen lassen und es gab da einiges zu lösen bei ihm. Wir hoffen, dass es jetzt vorbei ist mit den Rückenschmerzen und wir im Frühjahr mit dem Training anfangen können.

Die beiden Pferde verstehen sich prima, seitdem immer genug zu Fressen da ist. Sie bekommen jetzt zwar nur Heulage, aber davon sehr reichlich und das hat die Beziehung verbessert, es gibt keinen Streit mehr. Der Spanier hängt auch nicht mehr so an der Stute, er plustert sich zwar noch auf, wenn er alleine irgendwo hin soll oder sie geht von ihm weg, aber das ist nur noch Show und sehr kurz, dann beruhigt er sich wieder.

Der Stute geht es für ihre Verhältnisse sehr gut, sie hat keine Schmerzen, seitdem sie Teufelskralle und Ingwer bekommt und sie geht noch sehr flott ins Gelände und wirkt auch so sehr fit. Sie hat sogar etwas zugelegt, denn sie bekommt nun jeden Tag einen Brei aus Maiscobs und Rübenschnitzeln ( Speedibeet).

Inzwischen habe ich mich auch damit arrangiert, dass meine Pferde von der Herde getrennt stehen….das hat gewisse Vorteile: die Verletzungsgefahr ist verringert und für die alte Stute ist es besser, wenn nicht so ein notgeiler Jungspund versucht sie zu bespringen ( es gibt nämlich einen „deckenden“ Wallach in der großen Herde).

So hat alles doch ein gutes Ende gefunden…. und dieses Blog vorerst auch.

Macht´s gut, wer auch immer das noch lesen sollte…

gerty,

Ein neuer Sattel

Doro spanisch1
Ich habe mir über ebay-Kleinanzeigen nun einen spanischen Hirtensattel – auch Vaquerosattel genannt – gebraucht gekauft. Nach längerem Überlegen, ob ich den überhaupt nutzen würde. Aber dann bin ich einfach nach Bochum gefahren und habe ihn abgeholt. Die Verkäuferin sagte mir, ich könne ihn auch zurück geben, falls er nicht passt. Aber er scheint dem spanischen Wildpferd gut zu passen, wie man auf dem Bild erkennen kann. Die Verschnallung des Sattelgurts und der Bügel in der typischen Kastenform – auch Kohlekästen genannt – ist genauso gewöhnungsbedürftig wie der Schweifriemen. Letzterer hat mich nur genervt, zuviel Aufwand beim Aufsatteln und zuviel Leder am Pferd, ich habe ihn – auf Kosten der Tradition – erst einmal entfernt.  Der Sattel an sich ist sehr bequem, die Sitzfläche ganz aus Fell, wahrscheinlich Kunstfell, aber das ist mir Recht, denn auf einem toten Schaf zu sitzen, fände ich ethisch bedenklich, obwohl ich theoretisch und praktisch ja auf einer Rinderhaut sitze….aber darüber mache ich mir jetzt lieber nicht zu viele Gedanken.

Ich habe den Sattel auf meiner Stute probegeritten und fand ihn sehr schön zu sitzen. Stute war auch einverstanden, aber sie hat einen etwas längeren Rücken und auf ihr sitzt der Sattel nicht so gut. Doro habe ich erst einmal nur damit geführt, ausgerechnet auf dem kurzen Gang gerieten wir in einen Fünf-Minuten-Regenschauer. Doro mag keinen Regen und so zappelte er an der Führleine herum und ein Bügel auf der rechten Seite störte ihn und er wollte ihn weg beißen….jetzt sind auch ein paar Wasserflecken auf der hinteren Lehne. Aber es ist ja ein Gebrauchssattel… nur regnet es in Spanien nicht so oft wie hier. Der ist nur etwas für spanisches Wetter, ansonsten nehme ich auch gerne noch den bewährten Circle Y Westernsattel. Dieser ist zwar an die 20 Jahre alt, aber noch fast wie neu, von einigen Kratzern mal abgesehen und er passt Doro so gut wie keinem anderen Pferd zuvor. Einziger Nachteil ist sein Gewicht von 13 kg, der spanische Sattel ist deutlich leichter, vielleicht nur 8kg, ich habe ihn nicht gewogen.

Nachteil des spanischen Sattels: die Schnalle des Sattelgurts ist aus Metall und liegt auf dem Pferd auf, da muss ich mir noch was einfallen lassen. Die Gurtung wird ganz über den Sattel und den Pferderücken geführt, da kann man nichts anderes nehmen als den original spanischen Gurt. Aber dafür wird sich noch eine Lösung finden.

Ich muss jetzt erst nochmal den Mut finden, das spanische Pferd mit dem spanischen Sattel zu REITEN. Bisher habe ich mich noch nicht getraut. Ich brauche da Unterstützung einer zweiten Person, die mir Sicherheit gibt, mal nebenher läuft oder mit ausreitet. Darum habe ich ja auch die Kleinanzeige wegen der Reitbeteiligung aufgegeben.

Bei über 800 Besuchern und bisher 13 „gemerkt“, hat sich nur eine alte Bekannte, deren Pferd ich vor 18 Jahren mal geritten hatte und die auch Einstellerin in meinem jetzigen Stall war, gemeldet. Ob die nun die passende Person sein wir, kann ich nicht sagen, wir werden uns am Samstag mal treffen und dann sehen wir ja, ob es passt.

Ich habe übrigens für die Stute jetzt auch eine gebisslose Zäumung angeschafft, ein sogenanntes Flower-oder LG Zaum. Damit läuft sie – wie nicht anders erwartet – auch sehr schön, aber ich glaube, die könnte man auch ganz ohne Zäumung reiten, die läuft ja fast telepathisch.

Ein neuer Anfang

DoroBarock1Nach einem wunderschönen Urlaub auf La Gomera, natürlich ohne Pferde, fiel es mir die letzte Woche schwer mich wieder an die alltäglichen Abläufe zu gewöhnen. Darum habe ich nicht viel mit den Pferden gemacht, aber ich war täglich dort und habe ihnen einfach nur beim Fressen und Fliegen verscheuchen zugesehen.

Es war auch anfangs viel zu heiß um mit den Tieren zu arbeiten.

Man kennt es ja von Katzen, die beleidigt reagieren, wenn der oder die Besitzer ein paar Tage fort waren. Genauso beleidigt war mein stolzer Spanier. Irgendwie hat er es als Majestätsbeleidigung aufgefasst, dass ich eine Woche nicht zum Füttern und Putzen kam.

Während Stute sofort auf mich zukam, bei meinem ersten Besuch nach dem Urlaub, ließ Seine Majestät sich erst lange bitten und lief nur im Kreis um Stute und mich herum, scheuchte dabei Stute etwas und spielte dann mit mir das Spiel „Wer ist hier der Boss?“ Heißt: ließ sich auch im Paddock nicht einfangen und aufhalftern.

Erst nachdem ich klar gemacht hatte, WER der Boss ist – nämlich ICH – ging alles wie von selbst.

Ich musste König Pferd einige Male durch das Paddock scheuchen mit mehreren Richtungswechseln, bis er dann von alleine stehen blieb und sich das Halfter anlegen ließ. Seitdem ist er aber wie ein Lämmchen.

Ich habe mir über ebay Kleinanzeigen eine gebrauchte Barock-Hackamore bestellt und es gestern bekommen und gleich ausprobiert. Doro hat immer sehr unwillig auf etwas im Maul reagiert, also dachte ich, versuche ich es doch mal ohne Gebiss. Ich kann ihn über die Nase sehr gut kontrollieren, klappt beim Longieren, an der Hand und auch als Handpferd. Mit Knotenhalfter. Er springt immer nur so weit weg, bis er Zug auf die Nase bekommt. Dann bleibt er stehen. Dumm ist er ja nicht. Er hat den Druck auf die Nase als Grenze akzeptiert.

Beim Einfangen brauche ich auch nur noch die Hand auf seinen Nasenrücken legen und schon steht er still zum Halftern. Das erleichtert die Arbeit mit ihm ungemein.

Gestern habe ich also die Hackamore ausprobiert, sie passt und dann bin ich ganz mutig geworden und noch dazu den Sattel aufgelegt. Habe ein neues Pad benutzt, das mir meine ehemalige Reitbeteiligung wohl hinterlassen hat ( auf selbige und andere ähnliche Fälle komme ich auch noch mal später zu sprechen, ist ein eher unerfreuliches Thema…) Ja und dann war ich doch tatsächlich so mutig und bin aufgestiegen!!

Doro war so überrascht, dass er erst ziemlich verwirrt war und nicht wusste, wohin er laufen sollte. Aber er lässt sich mit der Hackamore gut lenken. Ich bin dann ein paar Schritte die Hofeinfahrt rauf geritten in Richtung Reitplatz ( der leider in einem völlig desolaten Zustand und nicht benutzbar ist) und einige Runden auf dem Rasen davor. Hat alles super geklappt. Manchmal war ich wohl zu energisch mit den Zügeln und Doro wackelte ein bisschen mit dem Kopf, aber er war sehr brav, dafür, dass er 3 Monate nicht mehr geritten wurde.

Nachdem ich am Freitag in Arte einen Beitrag über Kartäuserpferde in Andalusien gesehen habe, trage ich mich nun mit dem Gedanken, einen Vaquerosattel für Doro anzuschaffen. Aber ich bin mir unsicher, ob der ihm passen würde mit dem kurzen, geschwungenen Rücken und dem hohen Widerrrist.

Übrigens eine tolle Doku, wobei mir etwas fehlte,nämlich die Kritik an den oft rüden Ausbildungsmethoden der Spanier mit der Eisen-Serreta und den scharfen Kandaren. Es wurde mir dort doch zu sehr idealisiert. Aber an sich würde ich sagen, dass die Vaquero-Reitweise genau mein Ding ist.

Ich überlege das noch mit dem Sattel, es gibt immer mal wieder Angebote über ebay.

Hier die Doku:

http://www.arte.tv/guide/de/068538-000-A/horse-of-kings-thief-of-hearts

Eine neue Hoffnung

Heute bin ich mit beiden Pferden ein kurzes Stück ausgeritten. Und zwar ganz genau die Strecke, wo mein Spanier beim letzten Reitversuch mich abgesetzt hatte, an eben jenem Rohr vorbei, aber es passierte nichts. Er lief ganz entspannt am Knotenhalfter neben der Stute, die zickte heute auch nicht und trat nicht nach ihm, wie sie es früher schon ab und zu tat.

Trotzdem fühlte ich mich nicht so ganz wohl damit, die Kontrolle über zwei Pferde halten zu müssen. Doch beide Pferde liefen ganz ruhig daher. Der Spanier lässt sich als Handpferd gut führen.  Das tat mal wieder gut und gab mir neuen Mut und auch die Hoffnung, doch einmal mit ihm alleine  ausreiten zu können. Wenn er denn so liefe wie heute…

Mit Hufschuhen läuft er jetzt wieder ganz normal, ich werde auch vorerst die Hufschuhe im Gelände benutzen, denn die Hufsohle ist noch etwas dünn. Man sieht noch die Stelle, wo die Verletzung war, dort ist eine Rille, aber es tut ihm nichts mehr weh.

Gestern habe ich ihn zur Arbeits – Eingliederung quasi einige Runden longiert und er blieb dann in der Ecke ein paar Mal stehen, in der er sich immer furchtbar aufgeregt hatte. Dort nahm er ein paar Grashalme und ging dann ruhig und langsam an der Longe weiter…das fand ich bemerkenswert, denn ich hatte genau das mit ihm geübt: in der furchtbaren, gruseligen Ecke stehen bleiben und nichts tun außer fressen. Es war gestern gerade so, als wenn er mir sagen wollte: “ guck mal, ich hab´s nicht vergessen!“ ist schon ein lustiges Pferd…

 

 

Unfälle und Verletzungen

Lange habe ich nichts mehr geschrieben, nun kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse.

Meine Reitversuche mit Macho Doro endeten mit einem Absturz meinerseits. Seitdem bin ich nicht mehr aufgestiegen. Ich suchte Rat und Hilfe bei einem bekannten Ausbilder ( Vierhaus), aber bevor ich etwas unternehmen konnte, geschah ein Unfall, oder so etwas Ähnliches: eines Abends kam ich zum Stall und Doro stand nur noch auf 3 Beinen am Weidetor. Äußerlich war keine Verletzung zu erkennen, aber als dann endlich der Tierarzt kam, stellte sich heraus, dass der Wallach einen Riss in der Hufsohle und daraus resultierend sich eine schlimme Entzündung entwickelt hatte, so dass er auf dem Bein kaum noch stehen, geschweige denn laufen konnte. Er bekam an mehreren Tagen hintereinander Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt und einen dicken Hufverband, denn der Tierarzt musste tief in die Hufsohle schneiden. Erstaunlicherweise ließ der sonst so empfindliche Doro alles mit sich machen, ohne zu zucken oder das Bein wegzuziehen. Selbst beim Schneiden in den Huf blieb er ruhig stehen. Da regte sich die Stute im Paddock mehr auf, weil er eben außerhalb des Paddocks war.

Nach 3 Wochen Verband und Tragen eines speziellen Hufschuhs ist jetzt alles wieder in Ordnung. Das Pferd läuft schmerzfrei, obwohl man die Lücke im Huf noch deutlich sehen kann. Zum Glück ist alles gut ausgegangen.

Was mich an der Sache geärgert hatte war, dass der Stallbetreiber nicht schon vor meiner Ankunft am ersten Tag den Tierarzt gerufen hatte, sondern das lahmende Pferd einfach auf der Wiese gelassen, angeblich wäre es morgens noch nicht so schlimm gewesen. Ich weiß es nicht, ich bin eben nicht den ganzen Tag vor Ort.

Aber nun hatte Doro einige Wochen Krankenpause, seit Fronleichnam, Ende Mai. Das mit dem Reiten hat nicht so geklappt, wie ich es mir gewünscht hatte und inzwischen bezweifle ich, ob ich ihn überhaupt reiten soll. Ich fühle mich auf ihm einfach nicht sicher genug. Vom Boden aus geht alles wunderbar, solange man am Ball bleibt. Jetzt in der Krankenphase hatte er anscheinend einiges „vergessen“. Er rempelte mal hin und wieder und neuerdings bleibt er stehen, wenn ich ihn zum Stall führen will. Aber beim Tierarzt war er ganz brav und beim Schmied auch. Was ich am schlimmsten finde ist, dass er so plötzliche Stimmungswechsel hat, in einem Moment ganz cool und gelassen und dann regt er sich furchtbar über Nichtigkeiten auf, zum Beispiel beim Hereinholen von der Weide am Weidetor, das ihm noch nie etwas getan hat.

Ich habe beschlossen, vorerst nur mit ihm spazieren zu gehen, das klappt nämlich hervorragend, ich denke mal, weil ich dabei Sicherheit ausstrahle. Wenn es mit dem Huf wieder ganz gut ist, werde ich vielleicht doch ein paar Reitstunden mit dem Trainer nehmen, nur ich muss dahin eine halbe Stunde reiten und zurück auch, weil ich keinen Hänger habe und das Verladen sicher noch mehr Stress für den sensiblen Wallach bedeuten würde, als das Reiten schon ist. Ich müsste dann die Stute reiten und Doro als Handpferd mitnehmen, das würde gehen.

Warum sich das Reiten des Spaniers für mich zu so einem Problem entwickelt hat, weiß ich nicht. Anfangs bin ich ja noch alleine ins Gelände gegangen, das war auch gar kein Problem. Erst nachdem er da letztes Jahr einmal mir vom Reitplatz aus durchgegangen ist und dazu noch eine Stallkollegin meinte, er wäre kein sicheres Pferd, habe ich meine Ängste entwickelt. Das ärgert mich und belastet mich, aber ich weiß nicht, wie ich das Problem lösen kann. mein Mut reicht einfach nicht aus und das Pferd spürt meine Unsicherheit. Mit einem anderen, sicheren Reiter gäbe es vielleicht gar kein Problem. Denn vom Charakter her ist Doro eine „coole Socke“, wenn auch sensibel. Fahrzeuge und Verkehr machen ihm nichts aus, aber Naturgeräusche wie von auffliegenden Vögeln oder einem Bachrauschen erschrecken ihn furchtbar. Ich kann im Gelände nicht alle Situationen kontrollieren, da verspanne ich mich noch mehr. An der Hand fühlen wir beide, Pferd und ich, uns sicherer, als wenn ich oben sitze.

Bei meinem letzten Reitversuch lief es erst ganz gut, aber nachdem wir dann eine Weile unterwegs waren, wurde Doro ziemlich unruhig und verspannt, das führte dazu, dass er ein Abflussrohr auf der Weide neben uns zum Anlass nahm, einen heftigen Satz zur Seite zu machen, den ich nicht aussitzen konnte, weil ich schon mal wieder Angst hatte, dass er durchgeht. Vor dem unkontrollierten Wegrennen habe ich die meiste Angst, die Seitenhüpfer sind nicht so schlimm, wenn er danach wieder still steht.

Ich weiß auch die Ursache nicht für das plötzliche Erschrecken. Er macht das auch an der Longe, gerne in den Ecken des Reitplatzes. Leider haben wir nicht die richtigen Anlagen, keinen Roundpen und auch keinen vernünftigen Reitplatz, der Boden dort ist viel zu tief und die Einzäunung nicht Vertrauen erweckend.

Ansonsten habe ich alle Probleme soweit in den Griff bekommen. Die Beziehung der Pferde untereinander ist jetzt in der Regel harmonisch, die Stute behauptet ihren Platz und er ist weniger dominant und aggressiv ihr gegenüber. Es gibt jetzt auch an 2 Stellen Heu, so dass die Stute sich  in den Stall zum Fressen zurück ziehen kann.

Das Wetter spielt auch eine Rolle: Regen, Regen, Regen. Das drückt auf die Stimmung des Spaniers, Regen mag er nicht, dann wird er launisch.

Aber die emotionale Grundstimmung konnte ich gut mit Bachblüten beeinflussen und verbessern, Er bekam mehrere Wochen lang die Blüte „Beech“ gegen Frust und Ärger und die Stute bekam „Agrimony“ zur Stärkung des Selbstbewusstseins.

Die Stute kann ich seit dem Besuch der Physiotherapeutin auch wieder normal reiten, allerdings bei dem schlechten Wetter verkrampft sie sich öfter mal, aber es ist nicht mehr so schlimm. Sie trabt und galoppiert wieder, macht einen ausgeglichenen Eindruck und ist beim Reiten wie immer recht flott.

Übrigens stehen beide Pferde zusammen, aber von der Herde getrennt, mal wieder genügte das Veto einer einzigen Person, was ich nicht wirklich verstehe. Es gibt ja keinen Grund für die Trennung von der Herde, die Ängste der betreffenden Person sind völlig unbegründet und es besteht nur ein Anfangsverdacht. Aber diese Person will noch nicht einmal einen Versuch wagen. Das hatte mich so aufgebracht, dass ich schon unterwegs war um mir andere Offenställe anzusehen, aber es war nichts dabei, was meinen Ansprüchen genügt hätte. So bin ich erst einmal geblieben, mit dem Arrangement, dass meine Pferde immer dicht neben der Herde weiden, so dass sie über den Zaun Kontakt haben.

Der Stallbesitzer hat im Moment auch andere Sorgen, seine Frau ist schwer krank, und so will ich ihn nicht mit meinen Beschwerden belästigen. Als die Sache mit der Hufverletzung war, konnte Doro ja auch nicht zu den anderen, jetzt könnte er, aber jetzt fehlt mir die Unterstützung des Stallbetreibers, der einfach mal ein Machtwort sprechen müsste. Das tut er  nicht. Das finde ich nicht fair, aber ich werde die Sache zunächst auf sich beruhen lassen und später, wenn der Zeitpunkt günstiger ist, darauf zurück kommen, es mit der Vergesellschaftung noch einmal zu versuchen.

Das war´s erst einmal für heute. Bis dann!

Spanische Herausforderung, Teil 3

Mir war klar: hier musste dringend was gemacht werden, aber vom Boden aus. Aufgrund der schlechten Hufqualität konnte Macho auch längere Zeit nicht geritten werden, Handpferdereiten fiel ebenfalls aus, da die Stute so ängstlich auf seine Nähe reagierte. Also Bodenarbeit, Führtraining und Longe.

Ich suchte auch eine Mitreiterin, die mich begleitete auf meiner Stute, die zu finden nicht so einfach war, aufgrund der Problemlage, aber Reitbeteiligungen sind so ein Kapitel für sich….dazu komme ich später mal.

Hin und wieder klappte es dann auch mit neuen Hufschuhen und der Stute+Reiterin ins Gelände zu gehen.

Ansonsten fast täglich Führtraining, Longe. Das Longieren hat er gehasst am Anfang, er kannte es wohl nicht. Da wurde gezerrt und gebuckelt und losgerannt. Anfangs ließ ich die Stute mit auf dem Reitplatz laufen oder longierte sie und er lief frei herum. Dann klappte es einigermaßen mit der Konzentration.

Derzeitiger Stand: Longieren geht auch mit Sattel problemlos. Allerdings gab es im Herbst neben dem Reitplatz ein Maisfeld. Bekanntlich – seit dem Film Signs – residieren ja Aliens in Maisfeldern, die gerne Pferde erschrecken. Jedenfalls regte sich Macho in einer Ecke immer auf und sprang dort regelmäßig weg und war kaum zu beruhigen.

Auch das ist vorbei, der Mais ist ja auch geerntet und die Sicht frei. Trotzdem, an manchen Tagen, wenn es etwas stürmischeres Wetter gibt, dann muss der Spanier sich vor allem erschrecken, was vorbei kommt, also Autos und Menschen und andere – ihm inzwischen bekannte – Pferde.

Aber meine Strategie ist dann ganz hilfreich: ich hole ihn an der Longe ganz nah zu mir heran und halte ihn an. Damit er weiß, bei mir ist Sicherheit und dass ich bestimme, wann er sich fürchten muss. Klappt ganz gut, er beruhigt sich schnell wieder.

Im Umgang vom Boden aus hat sich auch einiges getan: er bleibt relativ ruhig an der Anbindestange stehen, er weicht auf Kommando zur Seite beim Putzen und bleibt beim Führen schön hinter mir.

Jetzt geht es seit 2 oder 3 Wochen wieder darum ihn ans Reiten zu gewöhnen.

die spanische Herausforderung, Teil 2

Abgesehen vom Umgang mit der Stute war Macho recht lieb, aber auch ein ziemlicher Flegel und Dickkopf. Wenn ihm etwas nicht passt, zeigt er es deutlich. Kopfschütteln beim Auftrensen, Scheuen vor allem Möglichen, nervöses Gehampel am Strick, Weglaufen…die ganze Palette sozusagen von Ärgernissen.

Nach den beiden Unfällen mit mir und der Einstellerin war für mich oberstes Ziel, ihm den Respekt vor Menschen bei zu bringen.

Meine anderen Pferde waren sehr einfach im Umgang gewesen, hin und wieder hatte es mal kleinere Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber im Grunde war man sich einig zwischen Mensch und Pferd.

Der Spanier war da zunächst mal eine ganz andere Nummer. Der war so auf die Stute fixiert, dass ihn nichts anderes mehr interessierte und bei der Arbeit schaute er nur dahin, wo sie war.

Einmal war ich mit ihm ausgeritten und hatte die Stute als Handpferd dabei. Ich wollte danach noch mit ihm alleine eine Runde auf dem Reitplatz reiten, sozusagen als Anti-Klebetraining, und ließ die Stute am Stall angebunden stehen.

Er ging sehr zögerlich die paar Meter mit mir zum Reitplatz zurück, aber er ging. Dort wendete ich in einer Ecke und dann passierte das, womit ich nicht gerechnet hatte: er raste auf einmal los im Renngalopp in Richtung Stall. Das sind vielleicht 100 Meter, da bekam ich ihn nicht mehr eingefangen und musste also mit, ich war auch viel zu geschockt um zu reagieren.

Bei der Stute angekommen, blieb er brav stehen, als wenn nichts gewesen wäre. Ich war ja auch oben geblieben, da er nur galoppiert war und nicht gebuckelt hatte.

Ich regte mich erst einmal nicht auf, dreht ihn noch mal in Richtung Reitplatz, lenkte ihn bis zur Aufsteighilfe und stieg dann ab.

Aber ab da ritt ich ihn nicht mehr alleine, sondern nur in Begleitung der Stute, aber auch nur dann, wenn sie geritten wurde.

Es passierte auch noch einige Male, dass er sich als Handpferd erschrak und einmal riss er sich sogar los, blieb aber nach wenigen Metern im Feld einfach stehen und ließ sich wieder mitnehmen.

Vor diesen Ereignissen war mir schon einmal ein Malheur mit ihm passiert:
er hatte auf der Straße kurz hinter dem Stall einen Hufschuh verloren, ich stieg also von ihm ab und hob den Schuh auf, dabei hielt ich den Zügel nicht richtig fest. Das nutzte er aus und floh in Richtung Stall – die Stute angebunden am Sattelhorn musste mit. Mir passierte nichts, aber es war mir peinlich zu Fuß zurück gehen zu müssen.

spanische Herausforderung, Teil 1: Migrationshintergrund

Gestern habe ich wieder eine Folge der „Pferdeprofis“ auf VOX angesehen. Man mag dazu stehen, wie man will und es gibt auch viele kritische Stimmen, aber ich habe dort schon wertvolle Tipps im Umgang mit meinem Spanier erhalten und mir das eine oder andere abgeschaut. Vor allem der Umgang mit Respekt und Dominanz.

Bis vor etwa einem Jahr habe ich mich nicht besonders für Trainingsmethoden interessiert, die Ausbildung meiner Pferde erschien mir ausreichend und abgeschlossen. Stute machte keine Probleme, das Einfangen klappt nun und der alte Araber war froh, wenn man keinen Stress machte mit ihm. Von ihm wurde auch nichts mehr erwartet oder verlangt.

Aber dann trat der spanische Macho in mein Leben…

Zunächst erschien alles in bester Ordnung. Gut, ich hatte auf einen Proberitt verzichtet, wegen des anhaltend schlechten Wetters und auch, weil kein Reitplatz vorhanden war. Und auf einem fremden Pferd gleich los an der Straße zu reiten, erschien mir zu riskant.

Am 2. Weihnachtstag 2014 wurde Macho mir gebracht ( er heißt eigentlich Doro, aber das ist ja ein Frauenname, jedenfalls steht es so im Pass). Im Hänger schon rumpelte es und er sprang quasi von der Rampe. Der Hänger hatte einen komfortablen Vorderausstieg.

So, das Pferd war draußen, auf dem Hof war Feiertagsbetrieb, also viel los. Macho wurde zunächst mal neben meiner Stute angebunden, danach haben wir Stute und Wallach auf dem Reitplatz frei laufen lassen. Es schien, dass sie sich auf Anhieb verstanden.

Die Vorbesitzerin fuhr dann mit dem Hänger wieder weg und ich beobachtete noch einige Stunden lang mein neues Pferd, das sich eigentlich unauffällig benahm, wenn man einmal von der natürlichen Aufregung durch den Orts- und Stallwechsel absah.

Die Stute war damals noch sehr eigen mit ihrem Auslauf, also das war sozusagen ihre Intimzone, zu der nur nahe Freunde und Familienmitglieder Zutritt hatten.

Zunächst einmal war sie sehr ungehalten über den Neuen, in ihren Augen wohl ein unverschämter Eindringling in ihre Wohlfühlzone….aber er machte ihr sehr schnell klar, dass er sich durchaus wehren konnte und sich nichts gefallen ließ.

Am nächsten Morgen durfte er sogar schon in den Stall.

Erst einmal gingen meine Pferde zusammen auf eine große Weide, eine Ausnahme, da sonst die Weideflächen im Winter gesperrt sind. Alles kein Problem, sogar der alte kranke Araber wurde noch einmal fit und versuchte den Neuen wegzubeißen, aus seiner Box im Offenstall heraus, in die wir ihn nachts sperrten, damit er sein Futter fressen konnte und seine Ruhe hatte.

Leider musste er eine Woche nach Machos Ankunft schon eingeschläfert werden, es ging einfach nicht mehr.

Eigentlich hatte ich den Tierarzt bestellt um die Ankaufsuntersuchung des Spaniers nachzuholen, es kam dann aber ganz anders, der Tierarzt musste den alten Araber einschläfern, weil der sich auf der Weide hinlegte und nicht mehr aufstehen konnte.

Erst mehrere Monate später habe ich dann die Untersuchung durchführen lassen, offensichtlich war der spanische Macho gesund, bis auf die Haken auf den Zähnen, die entfernt wurden und den desolaten Zustand seiner Hufe. Die machen auch heute noch Probleme, so dass ich ohne Hufschuhe praktisch nicht vom Hof gehen kann, aber dazu dann später.

Als das Wetter es zuließ, wollte ich dann auch den Proberitt nachholen. Beim ersten Mal satteln war Macho sehr aufgeregt, so dass ich ihn nur bis zur Reithalle führte ( ca. 800 m) und wieder zurück. Es war mal wieder Wochenende und dementsprechend viel los auf dem Hof. Das Gewusel und die Unruhe kann er nicht gut vertragen.

Er wollte auch erst nicht angebunden sein, hoppelte am Strick hin und her und scharrte mit den Hufen. Nur, wenn die Stute neben ihm stand, war er ruhig.

Ich musste dieses Pferd erst einmal kennen lernen und es mich auch.

Bei der Vorbesitzerin war es nur wenige Monate, sie hatte es von jemand aus der Eifel (oder so, hab nicht genau gefragt, woher) geholt, ein Importeur, der Pferde aus Frankreich holt. In Frankreich war Doro laut Pass 4 Jahre, davor in Nordspanien, in der Nähe von Burgos.

Leider kann ich nicht genug französisch, um den früheren Besitzer einmal zu kontaktieren. Seine Adresse steht im Pass, auch die Namen und Adressen der spanischen Vorbesitzer.

Ich hätte zu gern einmal erfahren, wie es dem Macho dort ergangen ist, wann er z.B. kastriert und eingeritten wurde und wie er früher geritten wurde.

Man muss ihn gut behandelt haben, denn er hat ein Grundvertrauen zu Menschen, nur in manchen Situationen gehen ihm die Nerven durch.

Erst klammerte er sich förmlich an die Stute. Es war kaum möglich, ohne sie mit ihm zu arbeiten. Das führte dazu, dass ich entweder ihn oder sie als Handpferd mitführen musste. Auf Dauer keine Lösung, da ich noch nicht so sicher beim Reiten mit ihm war und bin, dass ich meine Aufmerksakeit noch mit einem anderen Pferd teilen kann.

Teils benahm er sich in Gegenwart anderer Pferde recht hengstig, er piaffierte und plusterte sich auf, auch, wenn die anderen ihn ignorierten. Mir kam das aber immer weniger vor als Dominanzgehabe, denn als Abwehrmechanismus. Er schien Angst vor anderen Pferden – außer meiner Stute – zu haben.

Beim Reiten begegneten wir auch anderen Pferden, die ließen ihn kalt. Nur auf dem Hof spielte er sich auf wie ein Diktator, wenn ein anderes Pferd meiner/seiner Stute näher kam.

Die ersten Ritte – um das vorweg zu nehmen – verliefen völlig unproblematisch, Macho kam sehr gut mit meiner Hilfengebung, die sich am Westernstil orientiert, zurecht.

Schwieriger war der Umgang mit anderen Pferden.

Am 13. Februar versuchte ich zum ersten Mal die Stute von ihm zu trennen, was in einem Desaster für mich endete: Macho rannte mich einfach um und trat mir dabei noch aufs Bein: offene Wunde, Blutergüsse….

Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und ritt ihn trotz der Verletzung noch eineinhalb Stunden ins Gelände. Beim Losreiten rannte er mit mir noch gegen einen Pfahl, was das andere Knie in Mitleidenschaft zog.

Die Schwere der Verletzung erkannte ich erst ein paar Tage später, ich war einige Woche arbeitsunfähig – und konnte auch mit dem Macho nicht arbeiten.

Das nahm ich ihm nicht übel, denn ich hatte ihn falsch eingeschätzt und mich vor ihn gestellt, an einer Engstelle, wo er nicht ausweichen konnte. Da ist er einfach nach vorne gesprungen.

Aber 2 Tage danach sollte er in die Herde integriert werden. Mir war das nicht recht, aber der Stallbesitzer wollte es so, er hatte auch alle Einsteller zusammen getrommelt, und es ist bekanntlich schwer, alle Leute an einem Tag unter den Hut zu bekommen.

Ich kam schon mit einem mulmigen Gefühl zu der Aktion an: weil ich wusste, dass der Herdenchef recht dominant war zu neuen Pferden und erstmal nicht nett, sondern eher gewalttätig.

Wir ließen also Macho + Stute zu den anderen auf die Weide und Machon kehrte den Hengst heraus: er trieb die Stute immer von den anderen weg.

Nun meinten die anwesenden Menschen, etwas Bewegung ins Spiel bringen zu müssen und trieben die Pferde aufeinander zu. In seiner Panik rannte Macho eine Einstellerin um, die sich ihm in den Weg stellte. Was natürlich extrem leichtsinnig war. Hinterher stellte sich heraus, dass sie mehrere Rippen gebrochen hatte. Fortan war das eh schon kühle Verhältnis zu ihr und ihrer Mutter, die ebenfalls dort Pferde stehen hat und die Boxenmiete bzahlt, völlig auf dem Nullpunkt und hat sich bis heute nicht gebessert.
(Aber über die Probleme von Pferden und Menschen auf dem Ponyhof wird es einen extra Eintrag geben, irgendwann)

Jedenfalls war meine Reaktion auf den Vorfall, meine Pferde wieder aus der Herde heraus zu holen, mit der Vorgabe, bei Beginn der Weidesaison einen neuen Versuch zu wagen. Daraus ist aber wegen der Weigerung obiger Personen bis heute nichts geworden, weil der Stallbesitzer mehr auf diese hört, als auf mich, aus welchem Grund auch immer, ich verstehe das nicht.

Über diese Leute kann man allerdings schon behaupten, dass sie die gleiche Dominanz zeigen wie ihr Pferd und mit ihnen in der Regel – besonders mit Tochter – nicht gut Kirschen essen ist. Am besten ist, man geht ihnen aus dem Weg.

Egal, also blieb Macho von den anderen getrennt. Zu Beginn der Weidesaison im Mai durfte aber die Stute wieder in die Herde. Er blieb dann tagsüber allein auf einer Weide, teils mit Sichtkontakt, teils ohne. Diese Lösung war nicht die beste, führte aber dazu, dass er nicht mehr so an der Stute klebte und ich auch mit ihm alleine arbeiten konnte.

Schon aber zeichnete sich das nächste Problem am Horizont ab: Er verprügelte die Stute nachts im Stall. Mir ist bis heute nicht klar, warum.

Stute war immer Chefin im Offenstall gewesen, sie vermittelte auch zwischen dem Araber und dem teils recht frechen Pony der Stallbesitzer, das dort bis zu seinem Tod 2013 mit eingestellt war und die Pferde-WG zeigte sich sehr harmonisch.

Nun hatte sie 5 Monate lang das Kommando über den Spanier ausgeübt, sie ist sehr sozial, aber sagt auch, wo es lang geht, eher mit Gesten, denn mit Gewalt.

In jener Nacht im Mai änderte sich das ganz plötzlich. Sie wurde von dem Macho getreten und gejagt, er verhielt sich sehr hengstig ihr gegenüber. Zunächste trennten wir sie nachts durch eine Litze und ließen sie tagsüber zusammen auf der Weide. Noch Wochen hatte Stute Angst vor ihm und ließ ihn nicht in ihre Nähe, sie flüchtete sofort.

Am Ende des Sommers hatte sich die Situation soweit beruhigt, dass wir die Absperrung weglassen konnten. Auch im Hinblick auf den Winter war das nötig, denn es gab sonst für den Spanier keine Unterstellmöglichkeit. So langsam eroberte sie ihre Position zurück und er kuschte wieder – bis kurz vor Weihnachten 2015, als sie anfing stark zu lahmen und sich nicht mehr wehren konnte – da wendete sich das Blatt wieder.

Trotz des Winters mussten wir sie nachts wieder trennen, also nur durch eine Elektrolitze, vor der er Respekt hat – mittlerweile. Anfangs ging er auch durch Litzen, aber dann wurde der Stromstoß verstärkt und seitdem bleibt er von Litzen fern.

Im Moment klappt es wieder mit den beiden, ein neuralgischer Punkt ist die Heuraufe, die in einer Ecke des Paddocks steht ( woanders geht nicht, weil nur dort der Boden befestigt ist mit Steinen). Es gibt dort genug Platz für 2 Pferde, schließlich war der Offenstall für 3 – 4 Pferde gebaut worden. Aber Macho stellt sich breitbeinig hin und Stute hat keine Chance, weil sie ihn nicht angreifen will, sicher auch deshalb nicht, weil sie Probleme mit den Hinterbeinen hat. Andererseits könnte sie ihn auch beißen….aber irgendwie behandelt sie ihn wie ihr Fohlen. Das Hengstige hat er inzwischen abgelegt, aber nun schein er in ihr seine Mutter zu sehen…da blicke ich nicht mehr durch.

Sie darf jetzt neben ihm an der Heuraufe fressen, beide bekommen Bachblüten um die Harmonie zu fördern. Er Beech ( zur Reduzierung der Aggressivität) und sie Agrimony ( Stärkung des Selbstbewusstseins). Er droht ihn manchmal noch, wenn er schlecht gelaunt ist, ansonsten ist es eher eine Zweckgemeinschaft, die Stute erscheint noch immer etwas vorsichtig im Umgang mit ihm, lässt sich aber nicht mehr so einschüchtern, was ein Fortschritt ist.

Physiotherapie und Hufpflege

Am Samstag war die Physiotherapeutin für die Stute da. Als erstes bemerkte sie die falsche Stellung der Hufe, die Zehe viel zu lang. Ich vertraue ja meinem Schmied, der ist gleichzeitig auch Tierheilpraktiker und müsste es eigentlich wissen. Seit der Hufrehe habe ich auch ein besonderes Augenmerk auf die Hufe. Deshalb wunderte mich schon die Feststellung, dass die Zehe viel zu lang ist. Die Hufe werden im Abstand von 6 – 8 Wochen immer bearbeitet.

Beide Pferde gehen barhuf. Der Spanier, als er bei mir ankam, hatte vorne Eisen. Aus verschiedenen Gründen bin ich keine Freundin von Hufeisen: einmal, weil es unnatürlich ist. Wildpferde brauchen auch keine Eisen und noch nicht einmal einen Schmied. Die laufen sich die Hufe selbst zurecht. Gut, aber meine Pferde standen den Winter über im Matsch ( auf den Zustand des Auslaufs habe ich als Stallmieterin leider wenig Einfluss ). Da haben sie sich die Hufe wenig abgelaufen. Ich mag auch keine Hufeisen, weil diese so schnell verloren gehen. Damit habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem – das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam – finde ich den Klang der Eisen auf Asphalt und Pflastersteinen einfach  unangenehm und zu laut. Ich bewege mich mit dem Pferd gerne nach Indianerart etwas unauffälliger…

Der Spanier hatte nach dem Abnehmen der Eisen erst einmal große Probleme mit dem Laufen. Zeitweise lahmte er sogar auf weichem Boden. Die Hufe waren viel zu kurz. Ich bekam gebrauchte Hufschuhe von Renegade in Größe 2. die passten einige Wochen, dann musste ich neue Hufschuhe in 2 Nummern größer kaufen ( 2ww). Daran kann man erkennen, wie sich die Hufe entwickelt haben.

Heute läuft er auf weichem Boden problemlos, aber wenn wir ins Gelände gehen ( im Moment aus anderen Gründen nur an der Hand oder als Handpferd,) dann muss er die Hufschuhe tragen, sonst tun ihm die Füße immer noch weh.

Vielleicht liegt dem auch noch ein anderes Problem zu Grunde, aber das habe ich nicht überprüfen lassen. Ich habe den Spanier ja ohne Untersuchung gekauft. Nach einem Dreivierteljahr kam der Tierarzt zum Impfen und „schaute mal drüber“, also Kurzuntersuchung. Hat den Identifikationschip überprüft und das Herz abgehorcht und Fragen beantwortet: warum z.B. die Gelenke des Spaniers oft mal knacken und ob das ein Problem ist.  Ist es nicht, solange er nicht lahmt. Ganz gesund auf den Beinen scheint er aber nicht zu sein, denn links hinten hat er auch noch eine Fehlstellung des Hufs. Aber die wird nach und nach durch die Hufbearbeitung ausgebessert.

Sollte sich wirklich noch ein Problem mit den Beinen heraus stellen, dann akzeptiere ich das so, wie es ist. Große Pläne habe ich mit dem Pferd ohnehin nicht mehr, nur mal gemütliche Runden im Gelände. Im Moment arbeite ich noch sehr an der Sicherheit, darum gibt es zunächst mal nur kurze Ritte und Bodentraining. Da hat es noch einige Baustellen.

Zurück zur Stute. Wie schon in einem früheren Beitrag geschildert, hat Schecki Schwiergkeiten mit dem rechten Hinterbein. Manchmal lahmt sie, manchmal scheint sie ein kurzer Schmerz zu durchzucken, sogar im Stand. Und wenn sie aus dem Stand loslaufen muss, dann lahmt sie immer im Trab. Im Schritt eher nicht, auch nicht beim Reiten. Und Schecki ist gerne noch flott unterwegs, sie trabt und galoppiert, als ob nichts wäre.

All das hat sich die nette Frau angeschaut und mich in meiner Beobachtung bestätigt: Schmerz sitzt auch im Rücken, aber seitlich hinten links. Verspannungen an der Schulter, Schonhaltung des rechten Vorderbeins – da sitzt ein Überbein, aber mindestens schon 10 Jahre ohne Beeinträchtigung oder Lahmen. Die Stute reagierte deutlich auf die Behandlung, ließ aber alles geduldig mit sich geschehen. Sie ist eben ein richtiger Schatz, voller Vertrauen zu uns Menschen. Das kann man von dem Spanier noch nicht 100prozentig behaupten. Wer weiß, was der schon alles mit Menschen erleben musste.

Nach der Behandlung bekam die Stute noch Tapes auf das wehe Bein. Nun müssen wir mal abwarten, ob es wirkt.

Wie vorausgesagt, lahmte sie am Sonntag stärker als sonst. Mit einem Freund als Unterstützung machte ich einen Spaziergang mit beiden Pferden. Den Spanier gewöhne ich so langsam wieder an das Geritten werden. Ich ritt ihn nur ungefähr 300 Meter, dann stieg ich ab und ging zu Fuß mit ihm weiter.

Beim Aufsatteln passierte noch etwas sehr Merkwürdiges mit ihm: er stand neben der Stute angebunden, ganz ruhig und entspannt. Wenn sie dabei ist, ist er sozusagen unbesiegbar. Ich hatte ihn gesattelt – dabei macht er keine Probleme, nur das Gebiss will er nicht so gerne annehmen. Und dann die Hufschuhe vorne angezogen. Das geht im Moment nicht so gut, weil der linke  Vorderhuf etwas zu breit ist. Plötzlich wollte der Spanier sich hinlegen, mit Sattel und angebunden am Strick. Das ist doch sehr ungewöhnlich. Er hat das auch vor längerer Zeit bereits zweimal versucht. Ich konnte ihn noch abhalten und führte ihn dann eine Runde über den Hof, danach war alles wieder normal. Kreislaufprobleme hat er nicht, laut Tierarzt, ich denke, es war eher eine Stressreaktion. Letztens hat er beim Auftrensen die Augen zugekniffen. Dabei benutze ich nur ein ganz sanftes Gebiss.(Olivenkopf doppelt gebrochen, ein Ausbildungsgebiss für junge Pferde).

Schon sehr seltsam, vielleicht hat er so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung, aufgrund seines mir unbekannten Vorlebens (Aufzucht in Spanien, Transporte nach Frankreich und Deutschland, Aufenthalt in Frankreich, Beritt…keine Ahnung). Und dann bekommt er ab und an so eine Art „flashback“ in bestimmten Situationen. Manchmal rastet er nämlich auch ohne erkennbaren Anlass aus, das heißt, er regt sich furchtbar auf und ist einige Zeit vollkommen nervös und fast unansprechbar, dann beruhigt er sich aber ganz schnell wieder.

Am schlimmsten ist es immer, wenn man die Stute von ihm weg führt. Das kann er überhaupt nicht vertragen. Man kann ihn aber ohne weiteres von der Stute wegbringen. Das stört ihn nicht. Man kann auch alleine mit ihm vom Hof gehen.

Mittlerweile akzeptiert er, dass die Stute auf der Weide bleibt, wenn er longiert wird oder spazieren geht. Er kann sie vom Longierplatz aus auch noch sehen. Er geht an der Hand ohne Probleme mit und von ihr weg.

Auch Ausreiten allein mit der Stute geht jetzt, wenn er im Auslauf bleibt. Sie wiehern sich zwar zu, aber ansonsten passiert nichts. Er kann sogar jetzt schon Heu fressen, wenn sie nicht da ist.

Den letzten Sommer musste er alleine auf der Weide stehen und kam nur abends mit der Stute im Offenstall – aber im abgetrennten Bereich – zusammen. Das war eine Notlösung, da einige Einstaller nicht wollten, dass er in die Herde integriert wurde ( das ist auch noch so eine Baustelle und bedeutete für mich ein sehr großes Ärgernis, seitdem ist die Atmosphäre im Stall doch sehr angespannt), aber es hatte den Vorteil, dass er nicht mehr so an der Stute kleben konnte. Inzwischen hat er auch mehr Vertrauen in mich. Wenn ich neben ihm stehe, beruhigt er sich sehr schnell wieder.

Aber das ist ein Kapitel für sich. Dazu komme ich später noch einmal.

Jungpferdetraining

Ein junges Pferd zum Reitpferd zu erziehen, ist eine sehr große Herausforderung, der ich mich aber gerne stellte, auch wenn ich damals bei Halan noch keinerlei Erfahrung damit hatte. Bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben.

Als Halan bei mir ankam, frisch kastriert, noch mit teils offenen Narben, war er praktisch gesehen roh. Man konnte ihn am Halfter führen und anbinden sowie seine Hufe säubern und ausschneiden. Das war schon sehr viel. Die Probleme kamen später erst und waren – vom heutigen Standpunkt aus – hausgemacht.

Noch beim Züchtern hatte ich den jungen Araber ein paar Runden um die Wiesen geführt. Dabei zeigte er sich sehr brav und willig. Nur bei mir am Stall ging dann etwas schief, das uns die nächsten Jahre weiterhin Kummer und Sorgen machen sollte: erst einmal verletzte Halan sich schon in den ersten Tagen auf der Weide dort, eine tiefe Wunde am Vorderbein, vielleicht von einem Tritt, das habe ich nicht heraus gefunden. An Arbeit war die nächsten Wochen nicht zu denken. Die Wunde heilte schlecht, da sie an einer sehr ungünstigen Stelle, vorne auf dem Knochen saß und immer wieder aufplatzte. Sie hatte auch nicht mehr genäht werden können, denn als der Tierarzt sich die Verletzung ansah, sagte er , sie sei schon zu alt zum Nähen.

Die Wunde heilte irgendwann und ich konnte anfangen mit dem Spazierengehen. Und da geschah das Malheur: Halan erschreckte sich vor einem Auto und sprang neben mir fast in den Straßengraben. An sich kein ungewöhnliches Ereignis, aber für mich war es prägend: fortan war ich an Straßen übervorsichtig und mied eigentlich den Verkehr.

Halan war in einer sehr verkehrsarmen Gegend aufgewachsen, Traktoren und Landmaschinen kannte er nicht. Da der Stall auf einem Landwirtschaftsbetrieb liegt, musste er zwangsläufig mit all den Krachmachern und unheimlichen mechanischen Dingen konfrontiert werden. All das machte ihm Angst – und ich bekam Angst vor seiner Angst. Das war schlecht.

Denn später beim Reiten musste ich immer dem Verkehr ausweichen oder absteigen, wenn ein größeres Fahrzeug kam. Das war ich aber selbst schuld. Ich war einfach zu ängstlich und die Angst übertrug sich auf das junge Pferd, das dann nicht genug Selbstvertrauen hatte und dem die Führung fehlte.

Selbst einfache Pkw, wenn sie von vorne kamen, beunruhigten mich. Halan sprang öfter mal zur Seite, und um Gullideckel und dunkle Pfützen auf dem Boden machte er einen großen Bogen. Wenn man im Gelände auf gerader Strecke galoppierte, musste man immer mit Hakenschlagen rechnen. Vor allem bei dunklen Stellen auf dem Boden. Durch Wassergräben bekam ich Halan nur mit großer Überredungskraft und meist sprang er darüber.

Erst im Alter, nach vielen Ausritten als Handpferd, war er so gelassen, wie ich es immer gewünscht hatte: neben der Stute lief er souverän sogar an Mähdreschern vorbei ohne mit dem Ohr zu zucken. Erst aber dem Alter von ungefähr 10 Jahren – und durch die Hilfe einer unerschrockenen Reitbeteiligung! – wurde er gelassener im Umgang mit dem Verkehr. Trotzdem habe ich mit ihm schöne lange Ausritte gemacht und die Umgebung des Stalls erkundet. Als ich mir dann doch einen Hänger gekauft habe – den ich jedoch selten nutzte und der dann wegen der Nichtbenutzung durchfaulte – bin ich sogar ein paar Mal zum Reiten in eine andere Gegend gefahren, unter anderem auch in den Wald des Verleihstalls, dort gibt es wunderbare Sandwege.

Dem armen Halan habe ich in seinen ersten Jahren viel zugemutet. Oft war ich genervt und ungeduldig, es gab – ja leider – auch schon mal Klatscher mit Zügeln und Führstrick auf den Hals, wenn er sich gegen eine ihm unverständliche Maßnahme meinerseits sträubte. Es tut mir unendlich leid. Ich war einfach zu unerfahren. Wie alle sensiblen Pferde konnte Halan mit zuviel Druck nicht umgehen, er wollte gefragt und nicht bedrängt werden.

Ich habe ihm dann später – als ich wegen Schwangerschaft und Kleinkind nicht mehr die Zeit fürs Reiten hatte – viele verschiedenen Fremdreiter zugemutet. Darunter auch ein Pseudo-Westernreiter, der ihn sogar einmal zu einem Westernturnier meldete. Danach wollte Halan nicht mehr in einen Hänger einsteigen. Ich habe den anderen Leuten und ihrer Kompetenz vertraut, aber heute würde ich ein junges Pferd nicht mehr aus der Hand geben und Reitbeteiligungen schau ich mir genau an.

Irgendwann fing Halan dann an sich zu wehren. Einmal ging er durch im Galopp mit einer Stallkollegin, die ihn damals hin und wieder ritt und einmal mit mir. Das war ganz schlimm, weil er in seiner kopflosen Panik durch mehrere Weidedrähte lief und sich die Hinterbeide zerschnitt. Ich fürchtete in dem Moment wirklich um mein Leben, weil ich dachte, er läuft gegen die geparkten PKW und die Hauswände. Aber die Leute vom Stall konnten ihn bremsen. Er blutete stark an den Hinterbeinen, doch es war keine Sehne betroffen und die Wunden heilten wieder. Danach kam für mich keine Reitbeteiligung auf ihm mehr in Frage und ich wechselte auch das Stangengebiss, das so hochgepriesen wurde zur Ausbildung junger Pferde( man nennt es auch LTJ-Gebiss, nach Linda Tellington-Jones, die es in ihrer Methode enmpfiehlt). Er hatte es ohne hin nicht gemocht, hatte sich immer einen Schenkel davon ins Maul gezogen, wahrscheinlich tat es mit seiner hohen Zungenfreiheit ihm im Maul weh. Ich benutzte danach erst ein Greg Darnell Gebisss und am Schluss nur eine einfaches doppelt gebrochenes Snafflebit.

Nicht alles, was in Büchern steht, ist auch hilfreich. Es kommt immer auf die jeweilige individuelle Situation an. Das habe ich daraus gelernt.