Alle in der Stadtbibliothek vorhandenen Pferderomane hatte ich bereits gelesen und ich fing an mir eigene Pferdegeschichten auszudenken und aufzuschreiben. Meine Hauptperson war immer ein Mädchen mit einem schwarzen Pferd, also hatte Karl May doch mit seinen edlen Rappen ( alle Pferde seiner Helden waren Rappen, merkwürdig..)einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Und es musste immer ein Vollblut sein, am besten ein Araber.
Im Urlaub in südlichen Gefilden stieg ich dann und wann mal aufs Pferd, einmal in Tunesien am Strand mit einem Berberhengst (!!!), der war aber ganz lieb zu mir Anfängerin und einmal in Spanien auf einem Cruzado, der mich im Galopp prompt verlor, war nicht seine Schuld, ich konnte einfach nicht gut genug reiten.
In Tunesien ritt ich übrigens auch kurz mal auf einem Dromedar, war aber nicht so ganz mein Fall, es schaukelt doch sehr, das Tier.
Als ich dann Studium und Ausbildung abgeschlossen hatte, das war so um 1980/81 herum, nahm ich wieder Reitstunden in dem alten Reitstall. Das hatte den Grund, dass meine Eltern noch dort in der Nähe wohnten, und ich das Reiten mit einem Besuch bei ihnen verbinden konnte, denn ich lebte mittlerweile in der Landeshauptstadt und arbeitete in einer anderen Stadt als meiner Geburtsstadt. So konnte ich zwei Dinge miteinander gut verbinden, außerdem war mir die Anlage vertraut.
Es standen sogar teils noch die alten Schulpferde dort. Eines hieß Mistral und war ein Schimmel und sehr faul. Beim Satteln wurde er bissig und erwischte mich einmal am Oberschenkel. Das tat sehr weh und noch heute sieht man deutlich die Zahnabdrücke auf dem Bein. Ich war danach erst einmal ein paar Tage nicht arbeitsfähig. (Später gab es noch ein paar Unfälle, aber dazu komme ich dann noch!)
Der Schimmel war das unbeliebteste Schulpferd, nicht nur, weil er Sattelzwang hatte und beim Aufsatteln und Nachgurten zubiss, nein, er war auch das faulste Pferd im Stall und nur mit Mühe vom Fleck zu bewegen.
Und ich bekam den immer zugeteilt.
Ich hatte aber ein anderes Pferd, das mit gefiel: eine zierliche Fuchsstute namens Finale, die war für ein Schulpferd recht umgänglich und leicht zu reiten, vor allem lief die gut vorwärts, ohne dass man dauernd treiben musste.
Zum Glück gab es den alten Kavalleristen nicht mehr, sondern eine junge Frau, die den Reitunterricht erteilte! Von dieser Frau – deren Namen ich leider nicht mehr weiß – lernte ich die Basics des Reitens. Also nicht nur, wie ich oben bleibe, sondern wie ich ein Pferd wirklich führen kann und auch beruhigen, wenn es mal stressig wird.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie einmal die hübsche Fuchsstute mit mir durchging: vom Außenreitplatz hoch zum Stall, 200 Meter etwa im Renngalopp…aber mir machte das nichts, ich bin oben geblieben.
Doch danach hatte ich wieder einmal genug vom Reitunterricht. Mir gefiel auch das Bahnreiten nicht, ich wollte ins Gelände, aber das war in dem Reitstall nicht möglich. Selbst wenn einmal ein Ausritt angesagt war, war das für die Mitreiter purer Stress und sehr gefährlich: die Schulpferde hatten wenig Geländeerfahrung und viel Bewegungsdrang: eine sehr explosive Mischung.
Tja, wie kam ich dann zum eigenen Pferd?
Geduld, bitte!