Soll ich ganz von vorne anfangen? Genau weiß ich nicht mehr, wie ich zum Pferd kam. Irgendwann im Alter von ungefähr 10 Jahren passierte es…die Pferdenärrin in mir erwachte zum Leben. A passion was born, sozusagen…
Ich war als Kind eine Leseratte und ich mochte die Geschichten von Karl May. Als ich ungefähr 10 Jahre alt war, kamen die Winnetoufilme ins Kino. Ich war fasziniert auch von den edlen Pferden Winnetous (Iltschi) und Old Shatterhand(Hatatitla). Beides waren Rappen…vielleicht war mein erstes eigenes Pferd deshalb auch schwarz? Eher ein Zufall. An Karl May hatte ich da schon lange nicht mehr gedacht, ich war ja schon 30, als ich die schwarze Sabrina fand.
Aber ich wollte ja von vorne anfangen: Mein Vater fuhr als Kriegsgeschädigter öfter mal auf Kur und einmal besuchte ich ihn, er hatte für mich in dem süddeutschen Kurort ein Zimmer auf einem Reiterhof gemietet. Ich fühlte mich dort erst sehr einsam, war noch nie von zu Hause alleine weg gewesen und noch nie ohne meine Mutter in einem fremden Haus. Ich hatte sehr viel Heimweh, aber ich erinnere mich noch gut an die Pferde. Reiten durfte ich dort nicht, aber ich war gerne im Stall bei den Tieren.
Irgendwann einmal im Urlaub im Allgäu setzte man mich auf ein braves Kaltblut und ich wurde ein wenig herum geführt.
Als ich ungefähr 12 war, bekam ich meine ersten Reitstunden, in einem sehr traditionellen Reitstall mit einem ehemaligen Kavalleristen als Reitlehrer.
Ich lernte dort mich irgendwie auf dem Pferd zu halten, aber mehr nicht. Die Qualität des Unterrichts war schlecht: man wurde angeschrien, wenn man etwas falsch machte, bekam aber nichts erklärt.
Schon in der ersten Reitstunde (also ich saß das erste Mal selbstständig auf einem Pferd ohne von jemand geführt zu werden!) musste ich mit der Abteilung galoppieren. Man hatte mir ein braves altes Pferd gegeben, das lief geduldig hinter den anderen her. Sicher hatte ich Angst, aber ich habe es überstanden und ging fortan zu den Reitstunden, wenn auch immer mit einem mulmigen Gefühl. Noch heute weiß ich einige Namen der Schulpferde.
Es gab dort auch ein paar „Privatpferde“ von Einstellern, die zu reiten war den besseren Reitschülern vorbehalten. Soweit kam ich nie, denn mit 13 Jahren hatte ich einen Unfall und landete mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Ich erinnere mich an nichts, erst an das Bett im Krankenhaus. Man erzählte mir, ich sei im Schritt vom Pferd gefallen, aber ich zweifle diese Version an: Es war ein Frühlingstag und der erste Tag auf dem Außenreitplatz, die Pferde drehten dort regelmäßig auf oder durch. Kein Wunder, denn die Schulpferde mussten ihr Leben in Ständerhaltung fristen, nur die Privatpferde hatten das Privileg einer Box, aber 23 Stunden Box….damals, in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts war Weidehaltung verpönt. Zum Glück der Pferde hat sich das ja heute geändert. Selbst Schulpferde kommen auf die Koppel, zumindest stundenweise und Ständerhaltung ist mittlerweile in Deutschland verboten.
Zu meinem Unfall denke ich, dass das Pferd unvermittelt losgesprungen ist und ich dann stürzte, auf den Kopf. Dank Reitkappe ist nicht mehr passiert als die Gehirnerschütterung, die ich nicht schlimm fand: 2 Wochen keine Schule und mir tat auch nichts weh und die Zimmergenossinnen im Krankenhaus waren recht lustig.
Aber mit der Reiterei war es dann vorbei. Ich hatte keine Angst, aber auch keine Lust mehr auf den chaotischen Reitbetrieb mit dem cholerischen Reitlehrer. Zumal ich dorthin eine halbe Stunde bergauf, bergab laufen oder mit dem Fahrrad fahren musste. Elterntaxi war damals noch nicht…
Wie gesagt: nach dem Unfall war erst einmal Schluss mit der Reiterei. Ich hatte auch Pubertät und ganz andere Interessen.