Ich hatte auch immer durchaus noch andere Interessen als Pferde, aber das Thema blieb dauerhaft präsent, es ist sozusagen mein Lebensthema.
Heute, mit 61 Jahren, kann ich sagen, dass eine der Konstanten in meinem Leben immer die Pferde waren. Dinge haben sich geändert, Menschen kamen und gingen, auch Beziehungen. Interessen wechselten, aber die Pferde blieben, oder ich kam immer wieder zu ihnen zurück.
Zurück zu meiner Geschichte.
Es war mittlerweile 1984 geworden, ich war 28 Jahre alt und abenteuerlustig. Ich plante eine Reittour durch die schottischen Highlands, aber mein Budget reichte dafür doch noch nicht aus, war ja noch Berufsanfängerin und musste das Geld zusammen halten. Das Jahr zuvor war ich per Fernbus durch England gereist, auch dort bin ich in Wales einmal aufs Pferd gestiegen, war eine gute Erfahrung. In dem Prospekt für Reiterreisen stieß ich dann auf das Angebot eines Reiterhofs in der Nähe der Stadt Sligo, im Nordwesten Irlands. So eine Art Urlaub auf dem Bauernhof mit täglichen Ausritten. Das gefiel mir und ich buchte.
Es war eine tolle Woche mit Familienanschluss in der Reiterpension und netten Mitgästen, alle aus Deutschland und alle auch so pferdeverrückt wie ich. Die Pferde – und das war mir neu – lebten das ganze Jahr draußen fast in freier Wildbahn auf riesigen Weiden. Wenn man ein Pferd zum Reiten holen wollte, musste man erst kilometerweit laufen, bis man überhaupt ein Pferd zu Gesicht bekam.
Standardspruch unseres Gastgebers Michael: Don´t brush them, their`re washed, also nicht putzen, sie sind schon gewaschen, denn es regnete mindestens einmal am Tag. Machte aber nichts: Sattellage abgerieben, Sattel drauf und los mit Regenjacke und – hose.
Meine Reitkenntnisse reichten nun schon aus, mich alleine im Gelände zu bewegen, in der traumhaften Landschaft, entlang einer Steilküste in den Nachbarort und zum Horseshoe Trail in die Berge. Ich durfte nach 2 Tagen auch alleine losreiten, Michail meinte, ich könnte das. Und die irischen Pferde waren einfach zu reiten und sehr ruhig und ausgeglichen. Besonders mochte ich eine Schimmelstute, eine Connemara. Deren Namen habe ich leider vergessen, aber das war wirklich mein Traumpferd.
Leider war die Woche Irland schnell vorbei, aber im nächsten Jahr kam ich zurück mit meinem damaligen Partner ( tatsächlich gab es auch den einen oder andern Mann in meinem Leben, aber nicht mit der Beständigkeit der Pferde!)Den hatte ich sozusagen mit dem Pferdevirus angesteckt, er konnte aber überhaupt nicht reiten, dennoch hielt er sich tapfer auf dem Pferd und wir machten die Touren in County Sligo gemeinsam.
Nach unserer Rückkehr nach Deutschland war mir klar: Reitschule kommt nicht mehr in Frage, ich wollte ein eigenes Pferd.