Ein neuer Anfang

DoroBarock1Nach einem wunderschönen Urlaub auf La Gomera, natürlich ohne Pferde, fiel es mir die letzte Woche schwer mich wieder an die alltäglichen Abläufe zu gewöhnen. Darum habe ich nicht viel mit den Pferden gemacht, aber ich war täglich dort und habe ihnen einfach nur beim Fressen und Fliegen verscheuchen zugesehen.

Es war auch anfangs viel zu heiß um mit den Tieren zu arbeiten.

Man kennt es ja von Katzen, die beleidigt reagieren, wenn der oder die Besitzer ein paar Tage fort waren. Genauso beleidigt war mein stolzer Spanier. Irgendwie hat er es als Majestätsbeleidigung aufgefasst, dass ich eine Woche nicht zum Füttern und Putzen kam.

Während Stute sofort auf mich zukam, bei meinem ersten Besuch nach dem Urlaub, ließ Seine Majestät sich erst lange bitten und lief nur im Kreis um Stute und mich herum, scheuchte dabei Stute etwas und spielte dann mit mir das Spiel „Wer ist hier der Boss?“ Heißt: ließ sich auch im Paddock nicht einfangen und aufhalftern.

Erst nachdem ich klar gemacht hatte, WER der Boss ist – nämlich ICH – ging alles wie von selbst.

Ich musste König Pferd einige Male durch das Paddock scheuchen mit mehreren Richtungswechseln, bis er dann von alleine stehen blieb und sich das Halfter anlegen ließ. Seitdem ist er aber wie ein Lämmchen.

Ich habe mir über ebay Kleinanzeigen eine gebrauchte Barock-Hackamore bestellt und es gestern bekommen und gleich ausprobiert. Doro hat immer sehr unwillig auf etwas im Maul reagiert, also dachte ich, versuche ich es doch mal ohne Gebiss. Ich kann ihn über die Nase sehr gut kontrollieren, klappt beim Longieren, an der Hand und auch als Handpferd. Mit Knotenhalfter. Er springt immer nur so weit weg, bis er Zug auf die Nase bekommt. Dann bleibt er stehen. Dumm ist er ja nicht. Er hat den Druck auf die Nase als Grenze akzeptiert.

Beim Einfangen brauche ich auch nur noch die Hand auf seinen Nasenrücken legen und schon steht er still zum Halftern. Das erleichtert die Arbeit mit ihm ungemein.

Gestern habe ich also die Hackamore ausprobiert, sie passt und dann bin ich ganz mutig geworden und noch dazu den Sattel aufgelegt. Habe ein neues Pad benutzt, das mir meine ehemalige Reitbeteiligung wohl hinterlassen hat ( auf selbige und andere ähnliche Fälle komme ich auch noch mal später zu sprechen, ist ein eher unerfreuliches Thema…) Ja und dann war ich doch tatsächlich so mutig und bin aufgestiegen!!

Doro war so überrascht, dass er erst ziemlich verwirrt war und nicht wusste, wohin er laufen sollte. Aber er lässt sich mit der Hackamore gut lenken. Ich bin dann ein paar Schritte die Hofeinfahrt rauf geritten in Richtung Reitplatz ( der leider in einem völlig desolaten Zustand und nicht benutzbar ist) und einige Runden auf dem Rasen davor. Hat alles super geklappt. Manchmal war ich wohl zu energisch mit den Zügeln und Doro wackelte ein bisschen mit dem Kopf, aber er war sehr brav, dafür, dass er 3 Monate nicht mehr geritten wurde.

Nachdem ich am Freitag in Arte einen Beitrag über Kartäuserpferde in Andalusien gesehen habe, trage ich mich nun mit dem Gedanken, einen Vaquerosattel für Doro anzuschaffen. Aber ich bin mir unsicher, ob der ihm passen würde mit dem kurzen, geschwungenen Rücken und dem hohen Widerrrist.

Übrigens eine tolle Doku, wobei mir etwas fehlte,nämlich die Kritik an den oft rüden Ausbildungsmethoden der Spanier mit der Eisen-Serreta und den scharfen Kandaren. Es wurde mir dort doch zu sehr idealisiert. Aber an sich würde ich sagen, dass die Vaquero-Reitweise genau mein Ding ist.

Ich überlege das noch mit dem Sattel, es gibt immer mal wieder Angebote über ebay.

Hier die Doku:

http://www.arte.tv/guide/de/068538-000-A/horse-of-kings-thief-of-hearts

Eine neue Hoffnung

Heute bin ich mit beiden Pferden ein kurzes Stück ausgeritten. Und zwar ganz genau die Strecke, wo mein Spanier beim letzten Reitversuch mich abgesetzt hatte, an eben jenem Rohr vorbei, aber es passierte nichts. Er lief ganz entspannt am Knotenhalfter neben der Stute, die zickte heute auch nicht und trat nicht nach ihm, wie sie es früher schon ab und zu tat.

Trotzdem fühlte ich mich nicht so ganz wohl damit, die Kontrolle über zwei Pferde halten zu müssen. Doch beide Pferde liefen ganz ruhig daher. Der Spanier lässt sich als Handpferd gut führen.  Das tat mal wieder gut und gab mir neuen Mut und auch die Hoffnung, doch einmal mit ihm alleine  ausreiten zu können. Wenn er denn so liefe wie heute…

Mit Hufschuhen läuft er jetzt wieder ganz normal, ich werde auch vorerst die Hufschuhe im Gelände benutzen, denn die Hufsohle ist noch etwas dünn. Man sieht noch die Stelle, wo die Verletzung war, dort ist eine Rille, aber es tut ihm nichts mehr weh.

Gestern habe ich ihn zur Arbeits – Eingliederung quasi einige Runden longiert und er blieb dann in der Ecke ein paar Mal stehen, in der er sich immer furchtbar aufgeregt hatte. Dort nahm er ein paar Grashalme und ging dann ruhig und langsam an der Longe weiter…das fand ich bemerkenswert, denn ich hatte genau das mit ihm geübt: in der furchtbaren, gruseligen Ecke stehen bleiben und nichts tun außer fressen. Es war gestern gerade so, als wenn er mir sagen wollte: “ guck mal, ich hab´s nicht vergessen!“ ist schon ein lustiges Pferd…

 

 

Unfälle und Verletzungen

Lange habe ich nichts mehr geschrieben, nun kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse.

Meine Reitversuche mit Macho Doro endeten mit einem Absturz meinerseits. Seitdem bin ich nicht mehr aufgestiegen. Ich suchte Rat und Hilfe bei einem bekannten Ausbilder ( Vierhaus), aber bevor ich etwas unternehmen konnte, geschah ein Unfall, oder so etwas Ähnliches: eines Abends kam ich zum Stall und Doro stand nur noch auf 3 Beinen am Weidetor. Äußerlich war keine Verletzung zu erkennen, aber als dann endlich der Tierarzt kam, stellte sich heraus, dass der Wallach einen Riss in der Hufsohle und daraus resultierend sich eine schlimme Entzündung entwickelt hatte, so dass er auf dem Bein kaum noch stehen, geschweige denn laufen konnte. Er bekam an mehreren Tagen hintereinander Schmerzmittel und Antibiotika gespritzt und einen dicken Hufverband, denn der Tierarzt musste tief in die Hufsohle schneiden. Erstaunlicherweise ließ der sonst so empfindliche Doro alles mit sich machen, ohne zu zucken oder das Bein wegzuziehen. Selbst beim Schneiden in den Huf blieb er ruhig stehen. Da regte sich die Stute im Paddock mehr auf, weil er eben außerhalb des Paddocks war.

Nach 3 Wochen Verband und Tragen eines speziellen Hufschuhs ist jetzt alles wieder in Ordnung. Das Pferd läuft schmerzfrei, obwohl man die Lücke im Huf noch deutlich sehen kann. Zum Glück ist alles gut ausgegangen.

Was mich an der Sache geärgert hatte war, dass der Stallbetreiber nicht schon vor meiner Ankunft am ersten Tag den Tierarzt gerufen hatte, sondern das lahmende Pferd einfach auf der Wiese gelassen, angeblich wäre es morgens noch nicht so schlimm gewesen. Ich weiß es nicht, ich bin eben nicht den ganzen Tag vor Ort.

Aber nun hatte Doro einige Wochen Krankenpause, seit Fronleichnam, Ende Mai. Das mit dem Reiten hat nicht so geklappt, wie ich es mir gewünscht hatte und inzwischen bezweifle ich, ob ich ihn überhaupt reiten soll. Ich fühle mich auf ihm einfach nicht sicher genug. Vom Boden aus geht alles wunderbar, solange man am Ball bleibt. Jetzt in der Krankenphase hatte er anscheinend einiges „vergessen“. Er rempelte mal hin und wieder und neuerdings bleibt er stehen, wenn ich ihn zum Stall führen will. Aber beim Tierarzt war er ganz brav und beim Schmied auch. Was ich am schlimmsten finde ist, dass er so plötzliche Stimmungswechsel hat, in einem Moment ganz cool und gelassen und dann regt er sich furchtbar über Nichtigkeiten auf, zum Beispiel beim Hereinholen von der Weide am Weidetor, das ihm noch nie etwas getan hat.

Ich habe beschlossen, vorerst nur mit ihm spazieren zu gehen, das klappt nämlich hervorragend, ich denke mal, weil ich dabei Sicherheit ausstrahle. Wenn es mit dem Huf wieder ganz gut ist, werde ich vielleicht doch ein paar Reitstunden mit dem Trainer nehmen, nur ich muss dahin eine halbe Stunde reiten und zurück auch, weil ich keinen Hänger habe und das Verladen sicher noch mehr Stress für den sensiblen Wallach bedeuten würde, als das Reiten schon ist. Ich müsste dann die Stute reiten und Doro als Handpferd mitnehmen, das würde gehen.

Warum sich das Reiten des Spaniers für mich zu so einem Problem entwickelt hat, weiß ich nicht. Anfangs bin ich ja noch alleine ins Gelände gegangen, das war auch gar kein Problem. Erst nachdem er da letztes Jahr einmal mir vom Reitplatz aus durchgegangen ist und dazu noch eine Stallkollegin meinte, er wäre kein sicheres Pferd, habe ich meine Ängste entwickelt. Das ärgert mich und belastet mich, aber ich weiß nicht, wie ich das Problem lösen kann. mein Mut reicht einfach nicht aus und das Pferd spürt meine Unsicherheit. Mit einem anderen, sicheren Reiter gäbe es vielleicht gar kein Problem. Denn vom Charakter her ist Doro eine „coole Socke“, wenn auch sensibel. Fahrzeuge und Verkehr machen ihm nichts aus, aber Naturgeräusche wie von auffliegenden Vögeln oder einem Bachrauschen erschrecken ihn furchtbar. Ich kann im Gelände nicht alle Situationen kontrollieren, da verspanne ich mich noch mehr. An der Hand fühlen wir beide, Pferd und ich, uns sicherer, als wenn ich oben sitze.

Bei meinem letzten Reitversuch lief es erst ganz gut, aber nachdem wir dann eine Weile unterwegs waren, wurde Doro ziemlich unruhig und verspannt, das führte dazu, dass er ein Abflussrohr auf der Weide neben uns zum Anlass nahm, einen heftigen Satz zur Seite zu machen, den ich nicht aussitzen konnte, weil ich schon mal wieder Angst hatte, dass er durchgeht. Vor dem unkontrollierten Wegrennen habe ich die meiste Angst, die Seitenhüpfer sind nicht so schlimm, wenn er danach wieder still steht.

Ich weiß auch die Ursache nicht für das plötzliche Erschrecken. Er macht das auch an der Longe, gerne in den Ecken des Reitplatzes. Leider haben wir nicht die richtigen Anlagen, keinen Roundpen und auch keinen vernünftigen Reitplatz, der Boden dort ist viel zu tief und die Einzäunung nicht Vertrauen erweckend.

Ansonsten habe ich alle Probleme soweit in den Griff bekommen. Die Beziehung der Pferde untereinander ist jetzt in der Regel harmonisch, die Stute behauptet ihren Platz und er ist weniger dominant und aggressiv ihr gegenüber. Es gibt jetzt auch an 2 Stellen Heu, so dass die Stute sich  in den Stall zum Fressen zurück ziehen kann.

Das Wetter spielt auch eine Rolle: Regen, Regen, Regen. Das drückt auf die Stimmung des Spaniers, Regen mag er nicht, dann wird er launisch.

Aber die emotionale Grundstimmung konnte ich gut mit Bachblüten beeinflussen und verbessern, Er bekam mehrere Wochen lang die Blüte „Beech“ gegen Frust und Ärger und die Stute bekam „Agrimony“ zur Stärkung des Selbstbewusstseins.

Die Stute kann ich seit dem Besuch der Physiotherapeutin auch wieder normal reiten, allerdings bei dem schlechten Wetter verkrampft sie sich öfter mal, aber es ist nicht mehr so schlimm. Sie trabt und galoppiert wieder, macht einen ausgeglichenen Eindruck und ist beim Reiten wie immer recht flott.

Übrigens stehen beide Pferde zusammen, aber von der Herde getrennt, mal wieder genügte das Veto einer einzigen Person, was ich nicht wirklich verstehe. Es gibt ja keinen Grund für die Trennung von der Herde, die Ängste der betreffenden Person sind völlig unbegründet und es besteht nur ein Anfangsverdacht. Aber diese Person will noch nicht einmal einen Versuch wagen. Das hatte mich so aufgebracht, dass ich schon unterwegs war um mir andere Offenställe anzusehen, aber es war nichts dabei, was meinen Ansprüchen genügt hätte. So bin ich erst einmal geblieben, mit dem Arrangement, dass meine Pferde immer dicht neben der Herde weiden, so dass sie über den Zaun Kontakt haben.

Der Stallbesitzer hat im Moment auch andere Sorgen, seine Frau ist schwer krank, und so will ich ihn nicht mit meinen Beschwerden belästigen. Als die Sache mit der Hufverletzung war, konnte Doro ja auch nicht zu den anderen, jetzt könnte er, aber jetzt fehlt mir die Unterstützung des Stallbetreibers, der einfach mal ein Machtwort sprechen müsste. Das tut er  nicht. Das finde ich nicht fair, aber ich werde die Sache zunächst auf sich beruhen lassen und später, wenn der Zeitpunkt günstiger ist, darauf zurück kommen, es mit der Vergesellschaftung noch einmal zu versuchen.

Das war´s erst einmal für heute. Bis dann!