Spanische Herausforderung, Teil 3

Mir war klar: hier musste dringend was gemacht werden, aber vom Boden aus. Aufgrund der schlechten Hufqualität konnte Macho auch längere Zeit nicht geritten werden, Handpferdereiten fiel ebenfalls aus, da die Stute so ängstlich auf seine Nähe reagierte. Also Bodenarbeit, Führtraining und Longe.

Ich suchte auch eine Mitreiterin, die mich begleitete auf meiner Stute, die zu finden nicht so einfach war, aufgrund der Problemlage, aber Reitbeteiligungen sind so ein Kapitel für sich….dazu komme ich später mal.

Hin und wieder klappte es dann auch mit neuen Hufschuhen und der Stute+Reiterin ins Gelände zu gehen.

Ansonsten fast täglich Führtraining, Longe. Das Longieren hat er gehasst am Anfang, er kannte es wohl nicht. Da wurde gezerrt und gebuckelt und losgerannt. Anfangs ließ ich die Stute mit auf dem Reitplatz laufen oder longierte sie und er lief frei herum. Dann klappte es einigermaßen mit der Konzentration.

Derzeitiger Stand: Longieren geht auch mit Sattel problemlos. Allerdings gab es im Herbst neben dem Reitplatz ein Maisfeld. Bekanntlich – seit dem Film Signs – residieren ja Aliens in Maisfeldern, die gerne Pferde erschrecken. Jedenfalls regte sich Macho in einer Ecke immer auf und sprang dort regelmäßig weg und war kaum zu beruhigen.

Auch das ist vorbei, der Mais ist ja auch geerntet und die Sicht frei. Trotzdem, an manchen Tagen, wenn es etwas stürmischeres Wetter gibt, dann muss der Spanier sich vor allem erschrecken, was vorbei kommt, also Autos und Menschen und andere – ihm inzwischen bekannte – Pferde.

Aber meine Strategie ist dann ganz hilfreich: ich hole ihn an der Longe ganz nah zu mir heran und halte ihn an. Damit er weiß, bei mir ist Sicherheit und dass ich bestimme, wann er sich fürchten muss. Klappt ganz gut, er beruhigt sich schnell wieder.

Im Umgang vom Boden aus hat sich auch einiges getan: er bleibt relativ ruhig an der Anbindestange stehen, er weicht auf Kommando zur Seite beim Putzen und bleibt beim Führen schön hinter mir.

Jetzt geht es seit 2 oder 3 Wochen wieder darum ihn ans Reiten zu gewöhnen.

die spanische Herausforderung, Teil 2

Abgesehen vom Umgang mit der Stute war Macho recht lieb, aber auch ein ziemlicher Flegel und Dickkopf. Wenn ihm etwas nicht passt, zeigt er es deutlich. Kopfschütteln beim Auftrensen, Scheuen vor allem Möglichen, nervöses Gehampel am Strick, Weglaufen…die ganze Palette sozusagen von Ärgernissen.

Nach den beiden Unfällen mit mir und der Einstellerin war für mich oberstes Ziel, ihm den Respekt vor Menschen bei zu bringen.

Meine anderen Pferde waren sehr einfach im Umgang gewesen, hin und wieder hatte es mal kleinere Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber im Grunde war man sich einig zwischen Mensch und Pferd.

Der Spanier war da zunächst mal eine ganz andere Nummer. Der war so auf die Stute fixiert, dass ihn nichts anderes mehr interessierte und bei der Arbeit schaute er nur dahin, wo sie war.

Einmal war ich mit ihm ausgeritten und hatte die Stute als Handpferd dabei. Ich wollte danach noch mit ihm alleine eine Runde auf dem Reitplatz reiten, sozusagen als Anti-Klebetraining, und ließ die Stute am Stall angebunden stehen.

Er ging sehr zögerlich die paar Meter mit mir zum Reitplatz zurück, aber er ging. Dort wendete ich in einer Ecke und dann passierte das, womit ich nicht gerechnet hatte: er raste auf einmal los im Renngalopp in Richtung Stall. Das sind vielleicht 100 Meter, da bekam ich ihn nicht mehr eingefangen und musste also mit, ich war auch viel zu geschockt um zu reagieren.

Bei der Stute angekommen, blieb er brav stehen, als wenn nichts gewesen wäre. Ich war ja auch oben geblieben, da er nur galoppiert war und nicht gebuckelt hatte.

Ich regte mich erst einmal nicht auf, dreht ihn noch mal in Richtung Reitplatz, lenkte ihn bis zur Aufsteighilfe und stieg dann ab.

Aber ab da ritt ich ihn nicht mehr alleine, sondern nur in Begleitung der Stute, aber auch nur dann, wenn sie geritten wurde.

Es passierte auch noch einige Male, dass er sich als Handpferd erschrak und einmal riss er sich sogar los, blieb aber nach wenigen Metern im Feld einfach stehen und ließ sich wieder mitnehmen.

Vor diesen Ereignissen war mir schon einmal ein Malheur mit ihm passiert:
er hatte auf der Straße kurz hinter dem Stall einen Hufschuh verloren, ich stieg also von ihm ab und hob den Schuh auf, dabei hielt ich den Zügel nicht richtig fest. Das nutzte er aus und floh in Richtung Stall – die Stute angebunden am Sattelhorn musste mit. Mir passierte nichts, aber es war mir peinlich zu Fuß zurück gehen zu müssen.

spanische Herausforderung, Teil 1: Migrationshintergrund

Gestern habe ich wieder eine Folge der „Pferdeprofis“ auf VOX angesehen. Man mag dazu stehen, wie man will und es gibt auch viele kritische Stimmen, aber ich habe dort schon wertvolle Tipps im Umgang mit meinem Spanier erhalten und mir das eine oder andere abgeschaut. Vor allem der Umgang mit Respekt und Dominanz.

Bis vor etwa einem Jahr habe ich mich nicht besonders für Trainingsmethoden interessiert, die Ausbildung meiner Pferde erschien mir ausreichend und abgeschlossen. Stute machte keine Probleme, das Einfangen klappt nun und der alte Araber war froh, wenn man keinen Stress machte mit ihm. Von ihm wurde auch nichts mehr erwartet oder verlangt.

Aber dann trat der spanische Macho in mein Leben…

Zunächst erschien alles in bester Ordnung. Gut, ich hatte auf einen Proberitt verzichtet, wegen des anhaltend schlechten Wetters und auch, weil kein Reitplatz vorhanden war. Und auf einem fremden Pferd gleich los an der Straße zu reiten, erschien mir zu riskant.

Am 2. Weihnachtstag 2014 wurde Macho mir gebracht ( er heißt eigentlich Doro, aber das ist ja ein Frauenname, jedenfalls steht es so im Pass). Im Hänger schon rumpelte es und er sprang quasi von der Rampe. Der Hänger hatte einen komfortablen Vorderausstieg.

So, das Pferd war draußen, auf dem Hof war Feiertagsbetrieb, also viel los. Macho wurde zunächst mal neben meiner Stute angebunden, danach haben wir Stute und Wallach auf dem Reitplatz frei laufen lassen. Es schien, dass sie sich auf Anhieb verstanden.

Die Vorbesitzerin fuhr dann mit dem Hänger wieder weg und ich beobachtete noch einige Stunden lang mein neues Pferd, das sich eigentlich unauffällig benahm, wenn man einmal von der natürlichen Aufregung durch den Orts- und Stallwechsel absah.

Die Stute war damals noch sehr eigen mit ihrem Auslauf, also das war sozusagen ihre Intimzone, zu der nur nahe Freunde und Familienmitglieder Zutritt hatten.

Zunächst einmal war sie sehr ungehalten über den Neuen, in ihren Augen wohl ein unverschämter Eindringling in ihre Wohlfühlzone….aber er machte ihr sehr schnell klar, dass er sich durchaus wehren konnte und sich nichts gefallen ließ.

Am nächsten Morgen durfte er sogar schon in den Stall.

Erst einmal gingen meine Pferde zusammen auf eine große Weide, eine Ausnahme, da sonst die Weideflächen im Winter gesperrt sind. Alles kein Problem, sogar der alte kranke Araber wurde noch einmal fit und versuchte den Neuen wegzubeißen, aus seiner Box im Offenstall heraus, in die wir ihn nachts sperrten, damit er sein Futter fressen konnte und seine Ruhe hatte.

Leider musste er eine Woche nach Machos Ankunft schon eingeschläfert werden, es ging einfach nicht mehr.

Eigentlich hatte ich den Tierarzt bestellt um die Ankaufsuntersuchung des Spaniers nachzuholen, es kam dann aber ganz anders, der Tierarzt musste den alten Araber einschläfern, weil der sich auf der Weide hinlegte und nicht mehr aufstehen konnte.

Erst mehrere Monate später habe ich dann die Untersuchung durchführen lassen, offensichtlich war der spanische Macho gesund, bis auf die Haken auf den Zähnen, die entfernt wurden und den desolaten Zustand seiner Hufe. Die machen auch heute noch Probleme, so dass ich ohne Hufschuhe praktisch nicht vom Hof gehen kann, aber dazu dann später.

Als das Wetter es zuließ, wollte ich dann auch den Proberitt nachholen. Beim ersten Mal satteln war Macho sehr aufgeregt, so dass ich ihn nur bis zur Reithalle führte ( ca. 800 m) und wieder zurück. Es war mal wieder Wochenende und dementsprechend viel los auf dem Hof. Das Gewusel und die Unruhe kann er nicht gut vertragen.

Er wollte auch erst nicht angebunden sein, hoppelte am Strick hin und her und scharrte mit den Hufen. Nur, wenn die Stute neben ihm stand, war er ruhig.

Ich musste dieses Pferd erst einmal kennen lernen und es mich auch.

Bei der Vorbesitzerin war es nur wenige Monate, sie hatte es von jemand aus der Eifel (oder so, hab nicht genau gefragt, woher) geholt, ein Importeur, der Pferde aus Frankreich holt. In Frankreich war Doro laut Pass 4 Jahre, davor in Nordspanien, in der Nähe von Burgos.

Leider kann ich nicht genug französisch, um den früheren Besitzer einmal zu kontaktieren. Seine Adresse steht im Pass, auch die Namen und Adressen der spanischen Vorbesitzer.

Ich hätte zu gern einmal erfahren, wie es dem Macho dort ergangen ist, wann er z.B. kastriert und eingeritten wurde und wie er früher geritten wurde.

Man muss ihn gut behandelt haben, denn er hat ein Grundvertrauen zu Menschen, nur in manchen Situationen gehen ihm die Nerven durch.

Erst klammerte er sich förmlich an die Stute. Es war kaum möglich, ohne sie mit ihm zu arbeiten. Das führte dazu, dass ich entweder ihn oder sie als Handpferd mitführen musste. Auf Dauer keine Lösung, da ich noch nicht so sicher beim Reiten mit ihm war und bin, dass ich meine Aufmerksakeit noch mit einem anderen Pferd teilen kann.

Teils benahm er sich in Gegenwart anderer Pferde recht hengstig, er piaffierte und plusterte sich auf, auch, wenn die anderen ihn ignorierten. Mir kam das aber immer weniger vor als Dominanzgehabe, denn als Abwehrmechanismus. Er schien Angst vor anderen Pferden – außer meiner Stute – zu haben.

Beim Reiten begegneten wir auch anderen Pferden, die ließen ihn kalt. Nur auf dem Hof spielte er sich auf wie ein Diktator, wenn ein anderes Pferd meiner/seiner Stute näher kam.

Die ersten Ritte – um das vorweg zu nehmen – verliefen völlig unproblematisch, Macho kam sehr gut mit meiner Hilfengebung, die sich am Westernstil orientiert, zurecht.

Schwieriger war der Umgang mit anderen Pferden.

Am 13. Februar versuchte ich zum ersten Mal die Stute von ihm zu trennen, was in einem Desaster für mich endete: Macho rannte mich einfach um und trat mir dabei noch aufs Bein: offene Wunde, Blutergüsse….

Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und ritt ihn trotz der Verletzung noch eineinhalb Stunden ins Gelände. Beim Losreiten rannte er mit mir noch gegen einen Pfahl, was das andere Knie in Mitleidenschaft zog.

Die Schwere der Verletzung erkannte ich erst ein paar Tage später, ich war einige Woche arbeitsunfähig – und konnte auch mit dem Macho nicht arbeiten.

Das nahm ich ihm nicht übel, denn ich hatte ihn falsch eingeschätzt und mich vor ihn gestellt, an einer Engstelle, wo er nicht ausweichen konnte. Da ist er einfach nach vorne gesprungen.

Aber 2 Tage danach sollte er in die Herde integriert werden. Mir war das nicht recht, aber der Stallbesitzer wollte es so, er hatte auch alle Einsteller zusammen getrommelt, und es ist bekanntlich schwer, alle Leute an einem Tag unter den Hut zu bekommen.

Ich kam schon mit einem mulmigen Gefühl zu der Aktion an: weil ich wusste, dass der Herdenchef recht dominant war zu neuen Pferden und erstmal nicht nett, sondern eher gewalttätig.

Wir ließen also Macho + Stute zu den anderen auf die Weide und Machon kehrte den Hengst heraus: er trieb die Stute immer von den anderen weg.

Nun meinten die anwesenden Menschen, etwas Bewegung ins Spiel bringen zu müssen und trieben die Pferde aufeinander zu. In seiner Panik rannte Macho eine Einstellerin um, die sich ihm in den Weg stellte. Was natürlich extrem leichtsinnig war. Hinterher stellte sich heraus, dass sie mehrere Rippen gebrochen hatte. Fortan war das eh schon kühle Verhältnis zu ihr und ihrer Mutter, die ebenfalls dort Pferde stehen hat und die Boxenmiete bzahlt, völlig auf dem Nullpunkt und hat sich bis heute nicht gebessert.
(Aber über die Probleme von Pferden und Menschen auf dem Ponyhof wird es einen extra Eintrag geben, irgendwann)

Jedenfalls war meine Reaktion auf den Vorfall, meine Pferde wieder aus der Herde heraus zu holen, mit der Vorgabe, bei Beginn der Weidesaison einen neuen Versuch zu wagen. Daraus ist aber wegen der Weigerung obiger Personen bis heute nichts geworden, weil der Stallbesitzer mehr auf diese hört, als auf mich, aus welchem Grund auch immer, ich verstehe das nicht.

Über diese Leute kann man allerdings schon behaupten, dass sie die gleiche Dominanz zeigen wie ihr Pferd und mit ihnen in der Regel – besonders mit Tochter – nicht gut Kirschen essen ist. Am besten ist, man geht ihnen aus dem Weg.

Egal, also blieb Macho von den anderen getrennt. Zu Beginn der Weidesaison im Mai durfte aber die Stute wieder in die Herde. Er blieb dann tagsüber allein auf einer Weide, teils mit Sichtkontakt, teils ohne. Diese Lösung war nicht die beste, führte aber dazu, dass er nicht mehr so an der Stute klebte und ich auch mit ihm alleine arbeiten konnte.

Schon aber zeichnete sich das nächste Problem am Horizont ab: Er verprügelte die Stute nachts im Stall. Mir ist bis heute nicht klar, warum.

Stute war immer Chefin im Offenstall gewesen, sie vermittelte auch zwischen dem Araber und dem teils recht frechen Pony der Stallbesitzer, das dort bis zu seinem Tod 2013 mit eingestellt war und die Pferde-WG zeigte sich sehr harmonisch.

Nun hatte sie 5 Monate lang das Kommando über den Spanier ausgeübt, sie ist sehr sozial, aber sagt auch, wo es lang geht, eher mit Gesten, denn mit Gewalt.

In jener Nacht im Mai änderte sich das ganz plötzlich. Sie wurde von dem Macho getreten und gejagt, er verhielt sich sehr hengstig ihr gegenüber. Zunächste trennten wir sie nachts durch eine Litze und ließen sie tagsüber zusammen auf der Weide. Noch Wochen hatte Stute Angst vor ihm und ließ ihn nicht in ihre Nähe, sie flüchtete sofort.

Am Ende des Sommers hatte sich die Situation soweit beruhigt, dass wir die Absperrung weglassen konnten. Auch im Hinblick auf den Winter war das nötig, denn es gab sonst für den Spanier keine Unterstellmöglichkeit. So langsam eroberte sie ihre Position zurück und er kuschte wieder – bis kurz vor Weihnachten 2015, als sie anfing stark zu lahmen und sich nicht mehr wehren konnte – da wendete sich das Blatt wieder.

Trotz des Winters mussten wir sie nachts wieder trennen, also nur durch eine Elektrolitze, vor der er Respekt hat – mittlerweile. Anfangs ging er auch durch Litzen, aber dann wurde der Stromstoß verstärkt und seitdem bleibt er von Litzen fern.

Im Moment klappt es wieder mit den beiden, ein neuralgischer Punkt ist die Heuraufe, die in einer Ecke des Paddocks steht ( woanders geht nicht, weil nur dort der Boden befestigt ist mit Steinen). Es gibt dort genug Platz für 2 Pferde, schließlich war der Offenstall für 3 – 4 Pferde gebaut worden. Aber Macho stellt sich breitbeinig hin und Stute hat keine Chance, weil sie ihn nicht angreifen will, sicher auch deshalb nicht, weil sie Probleme mit den Hinterbeinen hat. Andererseits könnte sie ihn auch beißen….aber irgendwie behandelt sie ihn wie ihr Fohlen. Das Hengstige hat er inzwischen abgelegt, aber nun schein er in ihr seine Mutter zu sehen…da blicke ich nicht mehr durch.

Sie darf jetzt neben ihm an der Heuraufe fressen, beide bekommen Bachblüten um die Harmonie zu fördern. Er Beech ( zur Reduzierung der Aggressivität) und sie Agrimony ( Stärkung des Selbstbewusstseins). Er droht ihn manchmal noch, wenn er schlecht gelaunt ist, ansonsten ist es eher eine Zweckgemeinschaft, die Stute erscheint noch immer etwas vorsichtig im Umgang mit ihm, lässt sich aber nicht mehr so einschüchtern, was ein Fortschritt ist.

Physiotherapie und Hufpflege

Am Samstag war die Physiotherapeutin für die Stute da. Als erstes bemerkte sie die falsche Stellung der Hufe, die Zehe viel zu lang. Ich vertraue ja meinem Schmied, der ist gleichzeitig auch Tierheilpraktiker und müsste es eigentlich wissen. Seit der Hufrehe habe ich auch ein besonderes Augenmerk auf die Hufe. Deshalb wunderte mich schon die Feststellung, dass die Zehe viel zu lang ist. Die Hufe werden im Abstand von 6 – 8 Wochen immer bearbeitet.

Beide Pferde gehen barhuf. Der Spanier, als er bei mir ankam, hatte vorne Eisen. Aus verschiedenen Gründen bin ich keine Freundin von Hufeisen: einmal, weil es unnatürlich ist. Wildpferde brauchen auch keine Eisen und noch nicht einmal einen Schmied. Die laufen sich die Hufe selbst zurecht. Gut, aber meine Pferde standen den Winter über im Matsch ( auf den Zustand des Auslaufs habe ich als Stallmieterin leider wenig Einfluss ). Da haben sie sich die Hufe wenig abgelaufen. Ich mag auch keine Hufeisen, weil diese so schnell verloren gehen. Damit habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem – das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam – finde ich den Klang der Eisen auf Asphalt und Pflastersteinen einfach  unangenehm und zu laut. Ich bewege mich mit dem Pferd gerne nach Indianerart etwas unauffälliger…

Der Spanier hatte nach dem Abnehmen der Eisen erst einmal große Probleme mit dem Laufen. Zeitweise lahmte er sogar auf weichem Boden. Die Hufe waren viel zu kurz. Ich bekam gebrauchte Hufschuhe von Renegade in Größe 2. die passten einige Wochen, dann musste ich neue Hufschuhe in 2 Nummern größer kaufen ( 2ww). Daran kann man erkennen, wie sich die Hufe entwickelt haben.

Heute läuft er auf weichem Boden problemlos, aber wenn wir ins Gelände gehen ( im Moment aus anderen Gründen nur an der Hand oder als Handpferd,) dann muss er die Hufschuhe tragen, sonst tun ihm die Füße immer noch weh.

Vielleicht liegt dem auch noch ein anderes Problem zu Grunde, aber das habe ich nicht überprüfen lassen. Ich habe den Spanier ja ohne Untersuchung gekauft. Nach einem Dreivierteljahr kam der Tierarzt zum Impfen und „schaute mal drüber“, also Kurzuntersuchung. Hat den Identifikationschip überprüft und das Herz abgehorcht und Fragen beantwortet: warum z.B. die Gelenke des Spaniers oft mal knacken und ob das ein Problem ist.  Ist es nicht, solange er nicht lahmt. Ganz gesund auf den Beinen scheint er aber nicht zu sein, denn links hinten hat er auch noch eine Fehlstellung des Hufs. Aber die wird nach und nach durch die Hufbearbeitung ausgebessert.

Sollte sich wirklich noch ein Problem mit den Beinen heraus stellen, dann akzeptiere ich das so, wie es ist. Große Pläne habe ich mit dem Pferd ohnehin nicht mehr, nur mal gemütliche Runden im Gelände. Im Moment arbeite ich noch sehr an der Sicherheit, darum gibt es zunächst mal nur kurze Ritte und Bodentraining. Da hat es noch einige Baustellen.

Zurück zur Stute. Wie schon in einem früheren Beitrag geschildert, hat Schecki Schwiergkeiten mit dem rechten Hinterbein. Manchmal lahmt sie, manchmal scheint sie ein kurzer Schmerz zu durchzucken, sogar im Stand. Und wenn sie aus dem Stand loslaufen muss, dann lahmt sie immer im Trab. Im Schritt eher nicht, auch nicht beim Reiten. Und Schecki ist gerne noch flott unterwegs, sie trabt und galoppiert, als ob nichts wäre.

All das hat sich die nette Frau angeschaut und mich in meiner Beobachtung bestätigt: Schmerz sitzt auch im Rücken, aber seitlich hinten links. Verspannungen an der Schulter, Schonhaltung des rechten Vorderbeins – da sitzt ein Überbein, aber mindestens schon 10 Jahre ohne Beeinträchtigung oder Lahmen. Die Stute reagierte deutlich auf die Behandlung, ließ aber alles geduldig mit sich geschehen. Sie ist eben ein richtiger Schatz, voller Vertrauen zu uns Menschen. Das kann man von dem Spanier noch nicht 100prozentig behaupten. Wer weiß, was der schon alles mit Menschen erleben musste.

Nach der Behandlung bekam die Stute noch Tapes auf das wehe Bein. Nun müssen wir mal abwarten, ob es wirkt.

Wie vorausgesagt, lahmte sie am Sonntag stärker als sonst. Mit einem Freund als Unterstützung machte ich einen Spaziergang mit beiden Pferden. Den Spanier gewöhne ich so langsam wieder an das Geritten werden. Ich ritt ihn nur ungefähr 300 Meter, dann stieg ich ab und ging zu Fuß mit ihm weiter.

Beim Aufsatteln passierte noch etwas sehr Merkwürdiges mit ihm: er stand neben der Stute angebunden, ganz ruhig und entspannt. Wenn sie dabei ist, ist er sozusagen unbesiegbar. Ich hatte ihn gesattelt – dabei macht er keine Probleme, nur das Gebiss will er nicht so gerne annehmen. Und dann die Hufschuhe vorne angezogen. Das geht im Moment nicht so gut, weil der linke  Vorderhuf etwas zu breit ist. Plötzlich wollte der Spanier sich hinlegen, mit Sattel und angebunden am Strick. Das ist doch sehr ungewöhnlich. Er hat das auch vor längerer Zeit bereits zweimal versucht. Ich konnte ihn noch abhalten und führte ihn dann eine Runde über den Hof, danach war alles wieder normal. Kreislaufprobleme hat er nicht, laut Tierarzt, ich denke, es war eher eine Stressreaktion. Letztens hat er beim Auftrensen die Augen zugekniffen. Dabei benutze ich nur ein ganz sanftes Gebiss.(Olivenkopf doppelt gebrochen, ein Ausbildungsgebiss für junge Pferde).

Schon sehr seltsam, vielleicht hat er so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung, aufgrund seines mir unbekannten Vorlebens (Aufzucht in Spanien, Transporte nach Frankreich und Deutschland, Aufenthalt in Frankreich, Beritt…keine Ahnung). Und dann bekommt er ab und an so eine Art „flashback“ in bestimmten Situationen. Manchmal rastet er nämlich auch ohne erkennbaren Anlass aus, das heißt, er regt sich furchtbar auf und ist einige Zeit vollkommen nervös und fast unansprechbar, dann beruhigt er sich aber ganz schnell wieder.

Am schlimmsten ist es immer, wenn man die Stute von ihm weg führt. Das kann er überhaupt nicht vertragen. Man kann ihn aber ohne weiteres von der Stute wegbringen. Das stört ihn nicht. Man kann auch alleine mit ihm vom Hof gehen.

Mittlerweile akzeptiert er, dass die Stute auf der Weide bleibt, wenn er longiert wird oder spazieren geht. Er kann sie vom Longierplatz aus auch noch sehen. Er geht an der Hand ohne Probleme mit und von ihr weg.

Auch Ausreiten allein mit der Stute geht jetzt, wenn er im Auslauf bleibt. Sie wiehern sich zwar zu, aber ansonsten passiert nichts. Er kann sogar jetzt schon Heu fressen, wenn sie nicht da ist.

Den letzten Sommer musste er alleine auf der Weide stehen und kam nur abends mit der Stute im Offenstall – aber im abgetrennten Bereich – zusammen. Das war eine Notlösung, da einige Einstaller nicht wollten, dass er in die Herde integriert wurde ( das ist auch noch so eine Baustelle und bedeutete für mich ein sehr großes Ärgernis, seitdem ist die Atmosphäre im Stall doch sehr angespannt), aber es hatte den Vorteil, dass er nicht mehr so an der Stute kleben konnte. Inzwischen hat er auch mehr Vertrauen in mich. Wenn ich neben ihm stehe, beruhigt er sich sehr schnell wieder.

Aber das ist ein Kapitel für sich. Dazu komme ich später noch einmal.